Studiokonzert Gonzalés führt DRP durch das ungarische Dickicht
Saarbrücken · Romantik im Dreierpack inspirierte die Redaktion des 2. SR-Studiokonzertes am Freitag zum hochmögenden Motto „Romantische Dreifaltigkeit“. Gemeint war da Robert Schumann, dessen Ouvertüre zu seiner einzigen, von standhafter Liebe handelnden Oper „Genoveva“ das Programm eröffnete.
Nachdem die Violinen der Deutschen Radio Philharmonie den heiklen Anfang überwunden hatten, konnte Dirigent Pablo Gonzalés aufs Tutti setzen und die oft harschen Stimmungswechsel kraftvoll inszenieren. Gar seltsam mutete dann ein Tripelkonzert des kaum bekannten ungarischen Spätromantikers Emánuel Moór an. Das Storioni-Trio mit den Brüdern Vossen an Violine und Violoncello und dem Pianisten van de Roer mühte sich um den Solopart: Die Streicher mit wenig Melodiösem und viel Figurenwerk, der Pianist mit donnernden Akkorden und Oktavpassagen Lisztscher Dimension. Dazu ein Orchesterpart, der einer Improvisation glich: Da ein wenig ungarisches Idiom, dort ein Walzer, sogar Kontrapunktisches, viele Takt- und Tonartwechsel. Gonzalés führte das Orchester kompetent durch das Dickicht, das sich nur schwer für die Solisten lichten ließ. Doch auch Bläser-Lichter blitzten auf und Rhythmisches gab Halt im Wogen der dunkel-schweren Farben. Eine gute Improvisation endet, bevor der Zuhörer ermüdet. Diese war ermüdend. Doch Hoffnung keimte mit Schumanns 3. Sinfonie, die erst nach seinem Tod zur „Rheinischen“ wurde. Gonzalés suchte mit bedächtigen Tempi und strammer Dynamik nach Novalis‘ „Blauer Blume“, die bei der heiteren Stimmung des Werkes hätte üppiger blühen können. Wo Luft- und Leichtigkeit möglich waren, lastete oft kompaktes Fortissimo, was die Akustik des Sendesaals und das Zuhören an eine Grenze brachte. Die Partitur kennt viele dynamische Differenzierungen, Gonzalés setzte flächig aufs klangintensiv Pastose. Schade.