Dieter Thomas Heck wäre jetzt 85 Ein bekennender „Saarlandbotschafter“

Saarbrücken · Dieter Thomas Heck wäre am 29. Dezember 85 Jahre alt geworden. Der 2018 gestorbene Showmaster, Radiomoderator, Schauspieler und Sänger konnte auf ein erfolgreiches und ereignisreiches Leben zurückblicken. Im Saarland, wo er lange lebte, erfand er seine berühmteste Show, die „Hitparade“.

 Dieter Thomas Heck war Moderator und Erfinder des Schlagerklassikers „Hitparade“ im ZDF.

Dieter Thomas Heck war Moderator und Erfinder des Schlagerklassikers „Hitparade“ im ZDF.

Foto: dpa/Fotoreport

Es war ein Tag im April des Jahres 1943, der sein Leben prägte wie kaum ein anderer. An diesem Tag wurde Carl-Dieter Heckscher, wie Dieter Thomas Heck mit richtigem Namen hieß, nach einem Bombenangriff auf Hamburg in einem Keller verschüttet. Mutterseelenallein musste er in seinem dunklen Verlies ausharren – nur ein schmaler Spalt verband ihn noch mit der Außenwelt. Die Versuche, den damals Fünfjährigen zu befreien, gestalteten sich schwierig. Als es Nacht wurde und die Bergungsarbeiten eingestellt werden mussten, verabschiedete sich auch seine Mutter, die den ganzen Tag in seiner Nähe ausgeharrt hatte. Sie würde jetzt gehen und sich eine Unterkunft für die Nacht suchen. Er solle versuchen, ein wenig zu schlafen. Am nächsten Morgen kam die Mutter zurück und auch die Rettungsarbeiten gingen weiter. Er konnte aus seinem Gefängnis befreit werden. Ein erschütterndes Erlebnis für den Jungen, der in Folge dessen zu stottern begann.

Um das Handicap wieder loszuwerden, las er laut vor und mit jedem Mal wurde seine Sprache flüssiger. Nach Kriegsende besorgte sein Vater ein Tonbandgerät, das der Junge eifrig nutzte, um seine Aussprache noch weiter zu verbessern. Auch sang er die zu jener Zeit bekannten Schlager nach und nahm sie auf Tonband auf.

Der erste Schritt ins Berufsleben war jedoch nicht der eines Schlagersängers, sondern der eines Autoverkäufers. Daneben nahm er Gesangsunterricht und bewarb sich 1959 um einen Auftritt bei Peter Frankenfelds Show „Toi, toi, toi“, die als die erste Castingshow im deutschen Fernsehen gilt. Obwohl er vor lauter Aufregung den halben Text seines Liedes „Ein bisschen mehr“ vergaß, bot ihm eine Plattenfirma einen Vertrag an. Die erste Platte, die er aufnahm, hieß „Hippe di hopp, mein Mädchen“. Es folgte 1961 ein Auftritt bei der Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision.

Nun waren die Weichen zwar in die richtige Richtung gestellt, aber wohin der Karrierezug fahren würde, war auch für Heck eine Überraschung. Seine Stimme gefiel dem damaligen Abteilungsleiter für Unterhaltung beim Südwestfunk, wo Heck ein Interview gab und im November 1963 wurde die erste Radiosendung mit Dieter Heck als Moderator beim SWF gesendet. Ein Jahr später erfolgte der nächste Karriereschritt zu Radio Luxemburg. Da bei RTL alle Disc-Jockeys ausschließlich mit Vornamen präsentiert wurden und es schon einen Dieter gab, suchte man mit Hilfe des Jugendmagazins „Bravo“ einen zweiten Namen für Heck. Er stellte einige Namen, die ihm gefielen zur Auswahl: Pit, Kai, Holger und Thomas. Die Wahl der „Bravo“- Leser ist bekannt.

Diesen Mittelnamen behielt er auch, als er im August 1966 zur Europawelle Saar wechselte. Hier kam es zur Begegnung mit dem in Kleinblittersdorf wohnenden Fernsehregisseur Truck Branss und eine Idee wurde auf dem Saarbrücker Halberg geboren, die Fernsehgeschichte schreiben würde.

Heck moderierte jeden Samstag von 16 bis 17 Uhr die „Deutsche Schlagerparade“, die neben Manfred Sexauers „Hallo Twen“ zur erfolgreichsten Radiosendung des SR wurde. Durch den Erfolg der „Deutschen Schlagerparade“ reifte in Dieter Thomas Heck der Wunsch, eine solche Sendung auch für Fernsehpublikum zu machen. Er überzeugte Truck Branss, aber nicht die zaudernden Verantwortlichen des Saarbrücker Senders. Somit boten Heck und Branss ihr Konzept dem ZDF an, das begeistert zugriff. Am 18. Januar 1969 wurde die erste Hitparade ausgestrahlt und Dieter Thomas Heck moderierte sie in 183 Sendungen, bis 1984 Victor Worms übernahm.

Neben der Hitparade, die trotz verschiedener Nachfolger allein mit seinem Namen verbunden bleibt, hatte er noch weitere Projekte im Fernsehen und bei verschiedenen Radiosendern. So bekam er vom WDR 1970 das Angebot, in dem Fernsehfilm „Millionenspiel“ von Wolfgang Menge eine Hauptrolle zu übernehmen. Weitere interessante Aufgaben waren unter anderem Rollen in den ARD-Serien „Café Wernicke“, „Praxis Bülowbogen“ oder auch im Tatort „Beweisaufnahme“. Ferner moderierte er Rateshows wie „Ihr Einsatz bitte“, „4 gegen 4“, „die Pyramide“.

Nach dem Ende der Hitparade präsentierte er ab 1985 die Show „Melodien für Millionen“ und engagierte sich für die Deutsche Krebshilfe und die Welthungerhilfe. Die Fernsehpreise „Goldene Europa“ und „Goldene Stimmgabel“ gingen auf sein Engagement zurück.

Privat war der gebürtige Flensburger zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Trauzeuge bei seiner zweiten Hochzeit mit Frau Ragnhild, die in Bexbach stattfand, war der CDU-Politiker und Kanzlerkandidat Rainer Barzel, für den sich Heck auch im Bundestagswahlkampf 1972 engagierte. Während seiner Zeit im Saarland lebte er in Riegelsberg, Bliesransbach und Frankenholz. 1982 wechselte er wieder zum Südwestfunk und kaufte südlich von Baden-Baden ein Schloss.

Seine Verbindung zum Saarland riss jedoch nie ab. „Ich bin Saarlandbotschafter, weil ich dieses Land liebe und wunderschöne Stunden im Saarland verbracht habe“, sagte Heck einmal. 2004 gab es auch ein kurzes Comeback bei der Saarlandwelle mit der Sendung „Hallo Heck“.

 Entertainer Dieter Thomas Heck moderiert im Mai 2003 in München die ZDF-Benefizshow „Sternstunden der Musik“.

Entertainer Dieter Thomas Heck moderiert im Mai 2003 in München die ZDF-Benefizshow „Sternstunden der Musik“.

Foto: dpa/Ursula Düren

Nach seiner außergewöhnlichen Karriere zog er sich 2007 weitestgehend ins Privatleben zurück und verbrachte die letzten Jahre in seinem Haus in Südspanien. Seinen letzten großen Auftritt hatte er 2017, als ihm für sein Lebenswerk die „Goldene Kamera“ überreicht wurde. Am 23. August 2018 starb Dieter Thomas Heck an einer Lungenkrankheit.

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