Die Moderne Galerie wirkt abgehängt Besucher meiden Kunsttempel

Saarbrücken · Ein Pilotprojekt soll helfen, Saarländer zu erreichen, die bisher nicht ins Museum gingen. Kann das gelingen?

 Schöne Räume, aber kein Publikum? Trotz Erweiterung erlebt die Saarbrücker Moderne Galerie - hier eine Aufnahme vor dem Umbau - keinen nennenswerten Besucheraufschwung.

Schöne Räume, aber kein Publikum? Trotz Erweiterung erlebt die Saarbrücker Moderne Galerie - hier eine Aufnahme vor dem Umbau - keinen nennenswerten Besucheraufschwung.

Foto: Oliver Dietze

Museums-Muffel als potenzielle Kunden ernst zu nehmen, ist nicht mehr neu, aber erst jetzt wird es überall zum Trend. Auch in der Modernen Galerie, die sich offensichtlich weniger schnell von der Corona-Delle erholt wie beispielsweise das Völklinger Weltkulturerbe, das 2022 rund 135 000 Besucher hatte (2019: 142 728). Was eine ernüchternde Tatsache offenbart: Die von der Politik mit übermäßigen Erwartungen verbundene Museums-Erweiterung (4. Pavillon) hat das Haus keineswegs in die erste Liga der touristischen „Leuchttürme“ im Dreiländereck katapultiert. Vielmehr sieht das Saarbrücker Haus im Vergleich etwa zum Metzer Centre Pompidou, das im vergangenen Jahr 222 627 Besucher zählte, nun wirklich abgehängt aus.

Doch die Stiftung Kulturbesitz „erduldet“ diese Entwicklung nicht still, sie wird und ist aktiv, nimmt an einem Besucher-Pilotprojekt teil. Allein dies ist lobenswert. Wie ernst das Museum die Publikums-Erforschung nimmt, wird man daran ablesen können, wie gut es darüber kommuniziert.

Was aber will der Museumsbesucher, der heute noch gar keiner ist? In museumssoziographischen Studien liest man: Museen müssten „Begegnungsorte“ werden, ein Forum für Austausch - auch unabhängig von Ausstellungen. Deshalb boomen gerade auch Installations-Kunstformen, die die zeitliche Dimension integrieren, eine „freie“ Teilnahme durch Kommen, Verweilen und Gehen ermöglichen – als veranstalte das Museum ein Festival. Die „Euphoria“-Installation in der aktuellen Julian-Rosefeldt-Ausstellung im Völklinger Weltkulturerbe geht schon in diese Richtung. Besucher „lümmeln“ auf Sitzsäcken am Boden, andere tanzen. Nun denn, die Moderne Galerie hat einen sehr weiten Weg vor sich.

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