Saisoneröffnung am Saarbrücker Theater Die Damen listig, die Herren liebestoll

Saarbrücken · Am Sonntag beginnt die neue Saison des Saarbrücker Theaters. Mit Mozarts Evergreen „Hochzeit des Figaro“. Regisseurin Eva-Maria Höckmayr hat darauf einen ganz eigenen Blick.

  Gewitzte Weiblichkeit: Vor diesen Frauen (Marie Smolka als Susanna, Valda Wilson  als Gräfin Almaviva und Carmen Seibel als Cherubino, vorne v.l.) sollten sich Figaro und der lüsterne Graf Almavia besser in Acht nehmen. Ein Probeneindruck aus „Die Hochzeit des Figaro“, die diesen Sonntag in Saarbrücken Premiere feiert.

Gewitzte Weiblichkeit: Vor diesen Frauen (Marie Smolka als Susanna, Valda Wilson  als Gräfin Almaviva und Carmen Seibel als Cherubino, vorne v.l.) sollten sich Figaro und der lüsterne Graf Almavia besser in Acht nehmen. Ein Probeneindruck aus „Die Hochzeit des Figaro“, die diesen Sonntag in Saarbrücken Premiere feiert.

Foto: Martin Kaufhold/Saarländisches Staatstheater/martinkaufhold.de ;Martin Kaufhold

In ihrer Wohnung hält sie sich gerade mal viereinhalb Monate im Jahr auf – zur Entwicklung und Ausarbeitung eines Konzeptes. Die restliche Zeit verbringt Eva-Maria Höckmayr vor und hinter den Bühnen der Republik und darüber hinaus. Sie inszeniert in Berlin, München oder auch in Graz. Und taucht dann ein in die Arbeit mit dem gesamten Team.

Die Zahl ihrer Inszenierungen kann man mittlerweile kaum noch überblicken. „Ja, es ist ein unstetes Leben“, sagt Höckmayr, „aber da wird es nie langweilig.“ Die Regisseurin, Jahrgang 1979, strahlt. Dazu hat sie allen Grund. Die Fachpresse nominierte sie bereits in den Kategorien „Beste Nachwuchskünstlerin“, „Beste Regie“ und „Beste Produktion“. 2010 erhielt sie den renommierten Götz-Friedrich-Preis für ihre Inszenierung von „Pelléas et Mélisande“ am Theater Aachen. Nun setzt sie „Le Nozze di Figaro“ am Saarländischen Staatstheater in Szene. Premiere ist diesen Sonntag, 8. September, und damit startet die Saarbrücker Bühne auch in ihre neue Saison.

Begeistert erzählt die junge Regisseurin über Mozarts Opera buffa. „Diese Oper bietet ein interessantes Panorama an Persönlichkeiten. Für mich ist das eine soziologische Studie“, schwärmt Höckmayr. Sie richtet das Hauptaugenmerk auf die Ausgestaltung der Figuren. „Ob Graf oder Gräfin, Zofe oder Page – die Figuren sind hier alle gleichwertig dargestellt.“ Bislang war die Dienerschaft dem Adel grundsätzlich unterstellt – nicht nur im realen Leben, sondern auch auf der Bühne. Nicht so in Mozarts Mischung aus Komödie und Melodram, die 1786 in Wien uraufgeführt wurde. „Darüber hinaus ist der Figaro erstaunlich feministisch“, fährt Höckmayr fort. „Das klassische männliche Ego prallt hier auf Frauen, die klug und weise agieren.“ Während die Herren liebestoll von einer in die nächste Falle tappen, beweisen die weiblichen Figuren List und Überlegenheit.

Im „Figaro“ prallen zudem verschiedene Liebeskonzepte zusammen: die Ehe aus Liebe und die Ehe aus Vernunft. Ein perfekter Stoff für eine hochaktuelle Auseinandersetzung also mit den Geschlechterrollen. Für Höckmayr sind die turbulenten Spielchen mit all den Verwirrungen, Verwechslungen und Blamagen der damaligen Zeit aktueller denn je. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: „Heute geht es moralisch oft viel verlogener zu als im Rokoko.“

Von Mozart ist die sympathische Künstlerin fasziniert. Nicht nur vom Komponisten, sondern auch vom Lebenskünstler. Für sie liegt ein enormer Reiz in der Kombination aus der Komödienstruktur und der Psychologie der Figuren. Dass er musikalisch ein Genie ist, sei das eine. Aber im Figaro stecke auch so viel Lebenserfahrung drin. „Wie konnte jemand so jung schon so viel wissen?“

Premiere: Sonntag, 8. September, 18 Uhr, Großes Haus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort