Saarbrücker Sommermusik Von St. Arnual aus in die Tiefen des Weltraums

Saarbrücken · Dem In-Zeit-Ensemble sind bei der Saarbrücker Sommermusik einige magische Momente gelungen.

„Sie hören heute nur Uraufführungen.“ Mit dieser frohen Kunde begrüßte Programmchef Thomas Altpeter das Auditorium in der randvollen St. Arnualer Kettenfabrik. Keine Überraschung bei der Saarbrücker Sommermusik, zumal sich jetzt einmal mehr das InZeit-Ensemble hören ließ. Es verdankt seine Geburt dem Festival und bereichert es seither mit Abenden zwischen Klassik und Jazz und kompositorischen Jungfernfahrten.

Neu in der InZeit-Besetzung, die je nach Anforderung wechselt, war der Jazz-Akkordeonist Manfred Becker. Mit seinem Werk „Berlin Firmament“ unternahm Becker nun mit InZeit eine Reise in die Tiefen des Weltraums. Das sechssätzige Opus war als weiträumige Steigerung konzipiert: Von verloren wirkenden Pizzicati, Obertönen und Beckentupfern („Blick ans Firmament“) aus mündete die Komposition über synkopenreiche Tutti, pfiffig versetzte Unisono-Wellen, gegen den Strich gebürstete Tanzmusik-Anleihen („Spiel der Sterne“, „Sternbilder“) schließlich mit großem Pomp in ein hymnisches Finale („Dank“): Geradezu pathetisch war das, beinahe zum Mitsingen, doch schlüssig in die gesamte Dramaturgie passend.

Mit zwei Uraufführungen war Wollie Kaiser (Holzblasinstrumente) zur Stelle: Ausgehend von den Schlagwerkern ließ er bei seiner Kreation „Pair de trois“ verschiedenste Unter­ensembles und Instrumentengruppen in Dialogszenen interagieren und entfachte ein spannungsreiches Miteinander mit jazzigem Pepp. Noch uriger ging das InZeit-Ensemble bei Kaisers „Encore une fois“ zur Sache: Der Urheber pustete ins Bass-Saxofon, dass die Bodenplatten der Kettenfabrik mitswingten; geradezu atemberaubend war eine rasante Duo-Passage von Akkordeon und Klavier. Abgerundet wurde der Abend von improvisierten Intermezzi: Da gab es Duette von Posaune mit Oboe oder Cello mit Trompete – dezent im Hintergrund immer mit von Partie war das Klavier (Kaori Nomura), sehr geschmackvoll elektronisch verfremdet. Von Nachhall- und Echo-Effekten beflügelt, schienen die Klavier-Tropfen dann bei einer Solo-Improvisation schwerelos zu entschwinden – das waren magische Momente.

Nächster Termin der Sommermusik: „Der Klang der Lyrik“, ein Abend mit Imprivisationen und der Lyrik von Theodor Storm. Mit Sascha Ley (Stimme, Gesang), Kirsti Alho (Gesang, Effekte), Kaori Nomura (Klavier) und Julien Blondel (Cello).  Donnerstag, 20 Uhr, Stadtgalerie Saarbrücken. Der Eintritt ist frei.

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