Konzertreihe Traumhaftes und meditatives Ende der Saarbrücker Sommermusik

SAARBRÜCKEN · „Brahms hat sich schon verabschiedet“, bemerkte Festivalchef Thomas Altpeter augenzwinkernd bei seiner Begrüßung im sehr gut besuchten SR-Sendesaal. Nun, Johannes Brahms war der Hauptkomponist der Saarbrücker Sommermusik 2019 und „Abschied“ ein zentrales Thema des Jahrgangs, der obendrein die Streichinstrumente in den Fokus rückte.

Doch leider existiert von Brahms nichts für Streichorchester – also konzentrierte sich das diesem Typus zuzurechnende „Kammerorchester Ricercare“ zum Festival-Ausklang am Sonntag auf das Brahms-Umfeld und die für die Sommermusik essentiellen Uraufführungen.

„Sacra Conversazione“ tauft der Komponist Boris Yoffe (geboren 1968) ein Konzert für Violine und die seltene Konstellation aus drei Streichquartetten: Die separat postierten Ricercare-Mitglieder interagierten entsprechend mit dem außerdem solistisch in Erscheinung tretenden Gast Kolja Lessing (Geige). Doch Yoffes Opus war beileibe kein Virtuosen-Stück, sondern entfaltete eine traumhafte Aura, passend zum Sommermusik-Motto „Vernehmlich werden die Stimmen, die über der Tiefe sind“ (Theodor Storm): Langsamkeit und Liegetöne herrschten vor, dazu gab‘s ein wenig geisterhaft-zögerliche Tanzrhythmik – ein nahezu meditatives Erlebnis.

Die beiden weiteren Uraufführungen waren Streichorchester-Bearbeitungen von Joachim Draheim (geboren 1950 in Berlin): Mit Clara Schumanns „Drei vierstimmigen Fugen“ hatte Ricercare eröffnet, die Draheim-Fassung von Robert Schumanns C-Dur-Phantasie op. 131 für Violine und Streicher beschloss die erste Konzerthälfte. Kolja Lessing konnte hier präzise, mühelos wirkende Fingerfertigkeit unter Beweis stellen; energischer Zugriff verband sich mit einem kristalline Kühle atmenden, schlanken Ton. Noch mehr punkten konnte er mit einer feinen Bach-Zugabe.

Die komplette zweite Halbzeit gehörte Antonin Dvoráks E-Dur-Serenade – reichlich Gelegenheit für Ricercare-Chef Götz Hartmann und die Seinen zu entspanntem und detailreichem Musizieren. Vor dem Nachhauseweg dann doch noch ein paar Takte Brahms: Bei „Guten Abend, gut‘ Nacht“ durfte sogar mitgesungen werden.

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