Neu auf DVD von der Riegelsberger Firma Pidax Der Schwarzwald liegt eigentlich in Kalifornien

Saarbrücken · Die Riegelsberger Firma Pidax, Spezialist für DVD-Ausgrabungen, bringt zwei Filme nach Roald Dahl fürs Heimkino heraus.

 "Das Haus der Schatten"

"Das Haus der Schatten"

Foto: Pidax

Über 200 Millionen Bücher hat er verkauft, heißt es, und wohl fast jeder wird eines davon gelesen haben – oder mindestens eine seiner bisweilen bösen Kurzgeschichten. Der Brite Roald Dahl (1916-1990) schrieb vielgeliebte (und oft verfilmte) Kinderbücher wie „Sophiechen und der Riese“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und „Hexen hexen“. Erwachsene erfreuten sich an schwarzhumorigen Kurzgeschichten-Sammlungen wie „Kuschelmuschel“ –  in denen wird schon mal der unliebsame Ehepartner mit einer gefrorenen Lammkeule erschlagen, die dann, liebe- und kunstvoll geschmort, der Polizei serviert wird. Die tappt dann zwar im Dunkeln, was die Tatwaffe angeht – aber Hauptsache, es schmeckt. 

Auch abseits der vielen Verfilmungen, die er selten schätzte, kam Dahl mit Kino und Fernsehen in Berührung:  Er schrieb Drehbücher zum Bond-Film „Man lebt nur zweimal“, zum Wunderauto-Kinderfilm „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ und auch zum Gruselfilm „Das Haus der Schatten“ – einen von zwei Dahl-Filmen, die die Riegelsberger Firma Pidax jetzt erstmals auf DVD herausbringt: In dem Gruselkrimi aus dem Jahr 1971 spielt Dahls damalige Frau Patricia Neal die Hauptrolle – eine Dame mittleren Alters, die von ihrer erblindeten Adoptivmutter tyrannisiert wird, im gemeinsamen Landhaus, das langsam vor sich hin bröckelt, so wie das Leben der Tochter. Abwechslung bringt ein Hilfsgärtner – doch in der durchtrainierten Brust trägt er ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Kleiner Hinweis: Seine Schaufel braucht er nicht nur beruflich. Die Überraschungen hüpfen nicht gerade über den Londoner Rasen, aber Neals Darstellung und Dahls geschliffene Dialoge machen den Film zu einem dichten Schauerstück.

Eine hochwillkommene Ausgrabung ist „36 Stunden“, eine Perle des Thrillerkinos. Die Vorlage ist nur wenige Seiten kurz und stammt aus „Steigen aus. Maschine brennt“, einer Sammlung von Fliegergeschichten, die Dahl während und nach seiner Zeit als RAF-Pilot im Zweiten Weltkrieg schrieb. In der knappen Erzählung wacht ein britischer Flieger nach seinem Absturz scheinbar in einem Lazarett in Brighton auf – aber er schöpft Verdacht, dass er sich auf französischem Boden und in Gefangenschaft der Deutschen befindet, die ihm etwas vorspielen, um ihm militärische Geheimnisse zu entlocken. Diese  Idee baute Regisseur/Autor George Seaton 1965 zu einem Spielfilm aus, in dem ein US-Geheimdienstler (James „Rockford“ Garner) 1944 von NS-Agenten entführt wird und scheinbar 1950 nach langem Koma (und nun mit grauen Schläfen) in einem US-Militärhospital im befreiten deutschen Schwarzwald wieder erwacht. Der Krieg ist aus, versichern ihm die Amerikaner – in Wahrheit sind es Deutsche und wollen dem Geheimnisträger die Pläne für die Landung der Alliierten in der Normandie entlocken.

 "36 Stunden"

"36 Stunden"

Foto: Pidax

Ziemlich gewitzt ist das Ganze, und neben dem stets verlässlichen (und oft unterschätzten Garner) ist besonders Werner Peters als NS-Schmierlappen eine mimische Freude. Einen „guten Deutschen“ gibt es auch,  einen Mediziner, den der Australier Rod Taylor spielt. Der Schwarzwald ist allerdings nicht der Schwarzwald – der kalifornische Yosemite-Nationalpark doubelt ihn, was ja ganz gut zur Handlung passt.

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