Aktuelle Fotografie-Ausstellung Die Foto-Elite ist in Saarbrücken zu Gast

Saarbrücken · Von Gursky bis Tilmans: Die Saarbrücker Moderne Galerie verspricht „Meisterwerke zeitgenössischer Fotografie“. Hält sie Wort?

 Die Kantine des Magazins „Spiegel“ in Hamburg, fotografiert 2000 von Candida Höfer. Zu sehen ist das Foto in der „Photography!“-Ausstellung in der Modernen Galerie.

Die Kantine des Magazins „Spiegel“ in Hamburg, fotografiert 2000 von Candida Höfer. Zu sehen ist das Foto in der „Photography!“-Ausstellung in der Modernen Galerie.

Foto: © Candida Höfer / VG Bild-Kuns/Candida Höfer

Noch nie hat man die Cheops-Pyramide so gesehen, als das, was sie ist: ein Haufen verwitterter Steine. Im Foto von Andreas Gursky sind sie vermeintlich formlos aufgetürmt wie Müll – ohne Pyramiden-Spitze. Voilà: die Enttarnung eines Weltwunder-Mythos. Gursky, der mit berauschend schönen Fotografien weltberühmt wurde, erweist sich in Saarbrücken als Desillusionist. Überraschung bietet auch Monets berühmter Seerosen-Garten in Giverny. Er ist in der Modernen Galerie nicht wiederzuerkennen. Bei Elger Esser schaut man auf eine farblose Wüste in gespenstischer Finsternis. Es sind frappierende Seh-Momente zuhauf, die man derzeit im Wechsel-Ausstellungs-Pavillon erleben kann. Dort hat Roland Augustin, der Leiter fotografischen Sammlung der Stiftung Kulturbesitz, unter dem Titel „Photography!“ die Elite zeitgenössischer – meist deutscher – Fotografen versammelt. Nicht unter einem Leitthema, nicht mit dem didaktischen Anspruch, Entwicklungs-Linien aufzuzeigen oder „Schulen“ ablesbar zu machen. Sondern einfach so: als Leistungsschau, in der sich jede Position allein durch ihre Qualität und Eigenheit legitimiert. Augustin formuliert es so: „Ich würde mich freuen und ich wollte darauf hinwirken, dass das Medium Fotografie große Begeisterung auslösen kann.“ Das ist ihm gelungen. „Photography“ hat das Zeug dazu, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, Menschen, die womöglich noch gar nicht so viel wissen über die Stars der Szene wie Thomas Ruff, Candida Höfer, Wolfgang Tilmans oder Bettina Rheims. Obwohl Foto-Kunst mittlerweile bis zu siebenstelligen Preise auf dem Kunstmarkt erzielt, kämpft sie immer noch um Gleichrangigkeit mit der Malerei. In den vergangenen Jahrzehnten wurde auch deshalb in der Stiftung kaum je ein Groß-Projekt für zeitgenössische Fotografie realisiert. Der Schwerpunkt der Stiftungs-Sammlung liegt zudem auf der Epoche der „Subjektiven Fotografie“ der 50er Jahre. Kurz: Diese Ausstellung füllt eine Lücke und ist in jeder Hinsicht außerordentlich.