Neue Romane Ist die Fiktion wahrer als die Realität?

Saarbrücken · Es ist sein achter Roman. Und auch er lebt wieder von der Lakonie und Melancholie, die das literarische Werk des Schweizers Peter Stamm ausmacht: „In einer dunkelblauen Stunde“ erzählt von einem Schriftsteller, über den eine Doku gedreht wird. Dass die Entstehung von Stamms neuem Roman tatsächlich als Doku festgehalten wurde (der Film hatte im Januar bei den Solothurner Filmtage Premiere), öffnet nur eine weitere Tür in das Spiegelkabinett, das Stamms Roman für uns aufbaut.

 Sein neuer Roman kreist um einen Schriftsteller, über den eine Doku gedreht wird. Tatsächlich ist genau das auch Peter Stamm zuletzt passiert. Im Roman aber ist vieles anders als im wirklichen Leben: Stamm lebt noch und der Film über ihn ist auch fertig.

Sein neuer Roman kreist um einen Schriftsteller, über den eine Doku gedreht wird. Tatsächlich ist genau das auch Peter Stamm zuletzt passiert. Im Roman aber ist vieles anders als im wirklichen Leben: Stamm lebt noch und der Film über ihn ist auch fertig.

Foto: Anita Affentranger/S.Fischer Verlag/Anita Affentranger

Nachdem man das mit jeder Seite besser werdende Buch ausgelesen hat und dann im Netz nach Dokus über Peter Stamm sucht, wird schnell klar, dass der Roman noch weitaus verwickelter ist, als man annahm. Dass es einen Dokumentarfilm über Peter Stamm geben würde, lag auf der Hand. Dass der neue Roman aber einen parallel zu seinem Entstehen geplanten Dokumentarfilm gewissermaßen vorwegnimmt (das Setting, die Schauplätze, die Filmemacher), das transponiert mit einem Mal alles auf eine Metaebene, die wie eine Doppelspiegelung wirkt: eine Überlappung von Realität und Fiktion. Ein Echoraum entsteht so, der die Hauptfigur – einen Schriftsteller namens Richard Wechsler – immer wieder mit Stamm kurzschließt. Nur um uns dann wieder zu verdeutlichen, dass man den einen nicht mit dem anderen verwechseln sollte.