Das Musikprogramm beim Festival Perspectives Hier geben die Frauen den Ton an
Saarbrücken · Es soll ein Fest werden, so schön, so laut, so bunt wie vor Corona. Das Festival Perspectives startet am 2. Juni. Und neben all dem schönen Theater wird es auch wieder eine ganze Reihe von Konzerten im Festivalclub geben. Vor allem weibliche Stimmen des französischen Pop-Chansons dominieren da diesmal. Ein Überblick.
Zu einem Festival der Bühnenkunst gehört auch, dass man feiert. Und wie lässt es sich besser feiern als mit Musik und Tanz? In diesem Jahr eröffnet das Saarbrücker Festival Perspectives wieder einen Festivalclub, zusammen mit und in den Räumen der Partyzone Sektor Heimat am Osthafen.
Von Freitag, 3. Juni, bis zum Samstag, 11. Juni, kann man hier ab 22 Uhr jungen französischen Sängerinnen und Bands zuhören und auch dabei tanzen. Dass die Namen der meisten auftretenden Gäste hierzulande eher unbekannt sind, ist kein Zufall. Denn die Perspectives-Equipe legt nach eigenen Bekunden Wert darauf, Nachwuchskünstlerinnen und -künstler zu präsentieren, also heute schon die Stars von morgen, die man sich dann gar nicht mehr leisten kann.
In diesem Jahr stehen im Festivalclub meistens Frauen am Gesangsmikrofon. „Es sind tolle, vielseitige, talentierte Musikerinnen und wir sind uns jetzt schon sicher, dass sie ganz bald die größten Festivalbühnen erobern werden“, sagt Festivalleiterin Sylvie Hamard.
Den Auftakt macht „Vendredi sur Mer“ aka. Charline Mignot, eine gebürtige Schweizerin mit ungewöhnlichem Werdegang. Ursprünglich arbeitete sie als Modefotografin, bevor sie durch ein nebenbei geschriebenes Begleitchanson zu einem ihrer Foto-Shootings auch musikalisches Potenzial bewies.
Mit einer erotisch hauchigen Stimme singt sie offene, tabulose Texte, die von Angst und Trauer, aber auch von Hoffnung, Sex und Sinnlichkeit erzählen. Nicht nur in ihren betörend gestylten Musikclips, auch live auf der Bühne ist sie eine starke Figur.
Fest in der Hiphop-Szene verankert ist dagegen das Duo Pumpkin & Vin’s da Cuero und sticht doch mit einzigartigen feministischen Texten daraus hervor. Die Rapperin Pumpkin, die mit Power in drei Sprachen skandiert, und ihr Partner, der Beatmaker Vin’s da Cuero, die am 5. Juni aufspielen, stammen aus Saarbrückens Partnerstadt Nantes.
Für French Electro-Pop mit politischer Haltung gegen Rassismus und Gewalt wiederum steht Léonie Pernet, zu sehen und hören am 10. Juni. Die in der Pariser Clubszene bekannte Sängerin und Multiinstrumentalistin, die den Soundtrack zur Arte-Serie H24 schrieb, macht durch ihren besonderen Stilmix von sich reden. In ihren Club- und Techno-Sound mischt sie unter anderem afrikanische Rhythmen, New-Wave-Pop-Gitarren, Dreampop-Flair und Neoklassik-Passagen.
Die nächste wird von ihren Freundinnen angeblich Rambo genannt: Pauline Rambeau de Baralon, studierte Filmemacherin, die als Sängerin unter dem Kürzel P.R2B auftritt. Ihr Konzert am 11. Juni verspricht ungestüme Energie, Gespür für Beat und einen eindringlichen Gesang.
An zwei Abenden stehen ausschließlich Männer auf der Bühne. Am 4. Juni bescheren uns die Perspectives ein Wiedersehen mit Karpatt. Das Herren-Trio mit Kontrabass, Gitarren, Akkordeon und Bluesharp erfreute uns 2013 mit der typisch französischen Gute-Laune-Musik von Swing bis Walzer.
Am 6. Juni bleibt der Festivalclub zu, denn dann geht es hinauf auf den Halberg zu einem Chanson-Konzert in Kooperation mit SR2, bei dem man gemütlich auf Stühlen sitzen kann. Gast des Abends ist Valentin Vander, der mit seinem Videoclip „Symphonie confinée/ La Tendresse“ in der Pandemie ganz Frankreich dahinschmelzen ließ. Der junge Sänger und Songschreiber gefällt mit Liedern, die melodiös, geistreich, mal auch humorvoll oder gar spöttisch und immer zärtlich sind.