Für Orgelspiel zu Gerhard-Richter-Fenstern Bernard Leonardy für Opus Klassik Preis nominiert

SAARBRÜCKEN/THOLEY · Bernhard Leonardy ist für seine Orgelimprovisation über die Kirchenfenster von Gerhard Richter in der Tholeyer Benediktinerabtei für den Opus Klassik Preis nominiert.

  Organist Bernhard Leonardy huldigt den Fenstern der Benediktinerabtei Tholey auf einer CD.

Organist Bernhard Leonardy huldigt den Fenstern der Benediktinerabtei Tholey auf einer CD.

Foto: Sebastian Dingler

Bernhard Leonardy kann sich vielleicht im Herbst einen Opus Klassik-Preis ins Regal stellen. Seine Scheibe „Orgelimprovisationen über die Fenster von Gerhard Richter in der Benediktinerabtei St. Mauritius zu Tholey“ wurde in der Kategorie „Editorische Leistung des Jahres“ nominiert, allerdings im Wettbewerb mit 17 anderen Mitstreitern. Ob Leonardy den begehrten Preis tatsächlich bekommt, entscheidet sich im Herbst, verliehen wird der Opus Klassik am 10. Oktober in Berlin.

Fest steht aber schon jetzt: Ohne Leonardy gäbe es die neuen Fenster der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey so wohl nicht. Der emsige Saarbrücker Organist, Kantor der Basilika St. Johann und Chef der Musikfestspiele Saar, vermittelte den Kontakt zum Dresdner Maler Gerhard Richter, der die kirchlichen Chorfenster in ein regelrechtes Feuerwerk der Farben tauchte. Gleichfalls in Leonardys Händen lag die Betreuung der Orgel-Renovierung im Rahmen der Gesamtsanierung der Abtei.

Nach Vollendung der handwerklichen Arbeiten hat Leonardy der vom Orgelbauer Stephan Mayer aus Heusweiler behutsam umgestalteten „Königin der Instrumente“ und den drei Richter-Fenstern mit der nominierten CD-Produktion sozusagen seinen amtlichen musikalischen Segen gespendet: „Orgelimprovisationen über die Fenster von Gerhard Richter in der Benediktinerabtei St. Mauritius zu Tholey“ dokumentiert Leonardy bei dem, was er erklärtermaßen am liebsten macht und auch einnehmend beherrscht – nämlich das freie Fantasieren im Stil zeitgenössischer französischer Organistenkollegen à la Jean Guillou oder Philippe Lefebvre.

Vom düsteren Dräuen bis hin zum vollgriffigen gleißenden Tutti lässt Leonardy das spendable Instrument in allen nur möglichen Schattierungen ertönen, beißende Spannungsakkorde inbegriffen. Versunkenen Schattenwelten entsprungen scheinen manche sanft durch den Kirchenraum mäandernden Klänge: Sie sind besonders geeignet, jene „Transzendenz“ darzustellen, die Leonardy (so ist im Booklet zu lesen) beim Musizieren in Deutschlands ältestem Kloster zu erahnen glaubt.

Zur Feier der Sanierung des Instruments, das in Teilen seiner Grundsubstanz auf eine über 280-jährige Geschichte blicken kann, gibt es als Zugabe eine zweite CD mit dem Titel „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!“. Quer durch mehrere Jahrhunderte heftet sich Leonardy da auf die Spuren dieses Kirchenliedes. Beginnend bei Barockmeistern wie Johann Pachelbel und Johann Sebastian Bach führt die Reise über Max Reger und Sigfrid Karg-Ehlert hin zu Tonsetzern unserer Tage.

Und auch hier ist Bernhard Leonardy mit der gleichen Musizierlust bei der Sache – ob nun bei Noten mit einer Prise moderner Klangwürze aus der Feder von Herbert Collum bis Nicholas Jackson oder bei einer kleinen augenzwinkernden Kuriosität von Christoph Lahme, der „Lobe den Herren ...“ kurzerhand zum „Hochzeitsmarsch“ umwidmet.

Beide CDs von Bernhard Leonardy sind erschienen bei Musikfestspiele Saar. Mehr Informationen unter https://musikfestspielesaar.de

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