Saarbrücker Regisseur „Die Rebellion“ von Wolfgang Staudte: Der Krieg – und das Leben danach

Saarbrücken · Im Rahmen des Ophüls-Festivals läuft am Dienstagabend ein selten gezeigter Film des Saarbrücker Regisseurs Wolfgang Staudte: „Die Rebellion“.

 Josef Meinrad als Kriegsheimkehrer in „Die Rebellion“.

Josef Meinrad als Kriegsheimkehrer in „Die Rebellion“.

Foto: NDR

Es ist mittlerweile Tradition, dass beim Festival nicht nur ein Film des Namensgebers Max Ophüls läuft („Verliebte Firma“ am Donnerstag im Kino Achteinhalb), sondern auch ein Film eines anderen Saarbrücker Regisseurs: Wolfgang Staudte (1906-1984). Er ist bekannt für zeitkritische Filme wie „Die Mörder sind unter uns“ oder „Rosen für den Staatsanwalt“ wie auch für viele TV-Arbeiten, darunter der legendäre Vierteiler „Der Seewolf“ von 1971.

Bei Ophüls läuft heute ein sehr selten gezeigter Staudte-Film – sein erster Fernsehfilm „Die Rebellion“ von 1962. Nach dem Roman von Joseph Roth erzählt Staudte von einem Mann (Josef Meinrad), der im Ersten Weltkrieg ein Bein verliert, sich als Drehorgelspieler verdingt, von seiner Frau verlassen wird – und alles stoisch und obrigkeitshörig erträgt, bis er zu rebellieren beginnt.

Der Film läuft in Zusammenarbeit zwischen Festival und der Saarbrücker Wolfgang-Staudte-Gesellschaft. Deren Vorsitzende Uschi Schmidt-Lenhard erklärt den Grund für Staudtes ersten TV-Ausflug: „Staudte war ja ein politischer Regisseur mit dem Anspruch, sich mit seinen Werken gesellschaftskritisch zu engagieren. Weil das Interesse an solchen Filmen damals aber offensichtlich nicht groß genug war, hatte er mit anderen sogar eine eigene Produktionsfirma gegründet, um unabhängig zu sein.“

Uschi Schmidt-Lenhard, Vorsitzende der Wolfgang-Staudte-Gesellschaft.

Uschi Schmidt-Lenhard, Vorsitzende der Wolfgang-Staudte-Gesellschaft.

Foto: Iris Maurer

Ein Kinofilm, der keinen Verleih findet

Mit der hatte er „Die Rebellion“ gedreht, auf 35-Millimeter-Kinomaterial. „Aber da sich kein Verleih gefunden hatte“, sagt Schmidt-Lenhard, „bot Staudte ihn dem Norddeutschen Rundfunk an.“ Der NDR griff zu und zeigte den Film, in dem Staudte seine Lebensthemen „Kriegsgegnerschaft, Antimilitarismus oder seine Kritik an der Unterwürfigkeit gegen die Obrigkeit treffend zum Ausdruck gebracht hat“, sagt Schmidt-Lenhard.

Schwierige Kopienlage

Eine Filmkopie zu finden, war schwierig. Carolin Weidner, neue Ko-Programmleiterin des Ophüls-Festivals und Filmwissenschaftlerin, recherchierte und fand heraus, dass es zumindest noch eine 16-Millimeter-Kopie in Berlin gibt, aber in schlechtem Zustand und ohnehin für die Nutzung gesperrt. Aber in Bologna, beim Filmfestival „Il Cinema Ritrovato“, sei „Die Rebellion“ im Sommer 2021 während einer Staudte-Hommage zu sehen gewesen, sagt Schmidt-Lenhard – in einer digitalen Fassung aus Hamburg. Die wird nun in Saarbrücken zu sehen sein.

Was ist ein Anti-Kriegsfilm?

Nach der Vorführung gibt es ein Filmgespräch mit dem Publikum und Alf Gerlach, Mitglied der Staudte-Gesellschaft und Psychoanalytiker. „Vielleicht gelingt es uns“, sagt Schmidt-Lenhard, ,gemeinsam zu überlegen, was Anti-Kriegsfilm, autoritärer Charakter und kritische Distanzierung in diesen Zeiten bedeuten“. Die Staudte-Gesellschaft plant für dieses Jahr eine Veranstaltung, bei der „wir alle relevanten Zitate von Staudte gegen den Krieg aus seinen Reden und Filmen zusammentragen“, sagt Schmidt-Lenhard, „um uns in einer nicht-kriegerischen Art darüber auszutauschen. Denn der Frieden beginnt vor, während und nach den Kriegen.“

Die Staudte-Gesellschaft besitzt Dokumente aus verschiedenen Nachlässen des Regisseurs, außerdem Interviews, die der Regisseur/Autor Klaus Gietinger und Schmidt-Lenhard mit Zeitzeugen geführt haben. „Wir arbeiten daran“, sagt die Vereinsvorsitzende, „diese Zeugnisse für die Öffentlichkeit aufzubereiten“.  

„Die Rebellion“: Dienstag, 20 Uhr, Saarbrücker Filmhaus. Informationen:
www.wolfgang-staudte-gesellschaft.de und wwwffmop.de

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