Serie Wie geht’s Pauline Schäfer fährt ins Saarland statt nach Tokio

In unserer Serie, die wir heute beenden, ging es um private Momentaufnahmen während der Corona-Krise. SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus sprach mit bekannten Saarländern und bat um ein Selfie oder einen Schnappschuss.

 Die saarländische Kunstturnerin Pauline Schäfer.

Die saarländische Kunstturnerin Pauline Schäfer.

Foto: Pauline Schäfer

Diesmal befragte sie die Top-Kunstturnerin Pauline Schäfer (21). 2017 gewann sie am Schwebebalken bei den Weltmeisterschaften in Montreal die Goldmedaille. Sie bereitete sich gerade auf Olympia in Tokio vor. Sie lebt in Chemnitz.

Wie ist es Pauline Schäfer in den vergangenen Wochen ergangen?

„Nachdem klar war, dass alle Turnhallen schließen, ging es darum, fit zu bleiben, der Olympia-Traum bestand ja weiter“, sagt sie. Die Athleten hätten in der Luft gehangen: „Man hatte keinen klaren Kopf mehr“. Dann kamen die Ausgangssperren, und Schäfer entschloss sich, zusammen mit ihrem Freund ins Saarland zu fahren. In ihrem Elternhaus gibt es einen Fitnessraum, es liegt nahe am Wald. Zwischenzeitlich ist sie seit zweieinhalb Wochen wieder zurück in Chemnitz, darf täglich „nur“ drei bis vier Stunden trainieren, üblich sind sieben Stunden. „Nur die ersten Tage war es schön, morgens endlich mal ohne Schmerzen aufzustehen“, meint sie. Insgesamt jedoch blickt sie zurück auf eine mental angespannte Zeit.

Was bereitet Ihr Sorgen?

Das nächste Jahr. Denn dann muss sie sowohl ihr wegen Olympia verschobenes Abitur nachholen als auch wieder für die Spiele trainieren, die auf 2021 terminiert sind. Sie fragt sich: Macht nächstes Jahr mein Körper noch mit? Doch der Begriff Sorgen gefällt ihr nicht, sie spricht von „Herausforderungen“.

Gab es neue Erkenntnisse?

Die Corona-Krise entpuppte sich für Schäfer auch als eine Art persönliche Krise. Sie erlebte es als ebenso verwirrend wie erkenntnisreich, „nicht mehr den ganzen Tag in der Turnhalle zu sein und endlich mal mehr Zeit für sich und zum Nachdenken zu haben“. Doch dadurch sei dann auch mancher ungewohnte Gedanke groß geworden, etwa, ob sie die richtigen Prioritäten im Leben setze und ob es richtig ist, alles einem einzigen Ziel unterzuordnen. Das war kein gutes Lebensgefühl, meint Schäfer. Mittlerweile hält sie die Erfahrung für wertvoll, offen zu sein für Unplanbares: „Mein strikter Fahrplan wurde total geändert, ich musste lernen, flexibel zu sein und will es bleiben. Der Fokus ist der gleiche, aber meine Einstellung ist anders.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort