Moderne Galerie Saarbrücken Baumeister oder: Geheimsache Kaufpreis

Saarbrücken · Eher klein und bescheiden, aber kostbar: Die Saarbrücker Moderne Galerie hat ein neues Hauptwerk. Spender machten das möglich.

 Prominenter Platz: Willi Baumeisters Gemälde „Skizze zu Figurenbild“ (1923) wurde dem Museum gestiftet. Vorne eine Skulptur von Rudolf Belling, rechts Oskar Schlemmers „Blaue Frauengruppe“ (1931).

Prominenter Platz: Willi Baumeisters Gemälde „Skizze zu Figurenbild“ (1923) wurde dem Museum gestiftet. Vorne eine Skulptur von Rudolf Belling, rechts Oskar Schlemmers „Blaue Frauengruppe“ (1931).

Foto: Iris Maria Maurer

Wie eine Tempelwächterin wirkt sie jetzt, die imposante „Königin von Saba“ (1961) in der Saarbrücker Modernen Galerie. Es scheint, als fordere die Archipenko-Skulptur Respekt für das kleinformatige, farblich zurückhaltende Gemälde Willi Baumeisters: „Skizze zu Figurenbild (Der Maler)“ (1923). Gestern wurde dieser Neuerwerb für die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz in Anwesenheit der Hauptstifter offiziell übergeben (die SZ berichtete). Es gehört in die Reihe der konstruktivistischen Mauerbilder, die auf Sandgrund gemalt sind und Baumeister bekannt machten. Aus einer anderen Stil-Periode besitzt Saarbrücken bereits ein weiteres Werk, die „Peruanische Mauer“ (1946).

Stiftungsvorstand Roland Mönig führte noch aus, wie passgenau sich das Gemälde in die Sammelschwerpunkte und ins Profil des Hauses fügt. „Das Neue lässt sich als das Selbstverständliche spüren“, sagte er. Das Werk vermittele den Eindruck, „als habe es immer schon hier gehangen“. Wo genau? In sprechender, hervorragender Nachbarschaft von Archipenko- und Belling-Skulpturen, direkt auch neben Oskar Schlemmers „Blauer Frauengruppe“ (1931) – und doch recht weit davon entfernt. Ein enormer Zwischenraum trennt die Bilder, denn nur sie bespielen eine riesige weiße Wand, den raumprägenden Blickpunkt beim Betreten des Pavillons. Ja, Baumeister hat einen der prominentesten Plätze in der Modernen Galerie, aber ist es auch der optimale für dieses doch sehr leise, subtile Werk? Es wirkt fast ein wenig schüchtern.

Doch zweifelsohne gehören Oskar Schlemmer (1888-1943) und Willi Baumeister (1889-1955) Seite an Seite. Beide hatten an der Stuttgarter Akademie denselben Lehrer, Adolf Hölzel, gründeten dort 1919 die „Üecht-Gruppe“, und als die NS-Diktatur ihre Kunst verfemte, ermöglichte ihnen eine Anstellung in der Wuppertaler Lackfabrik Dr. Herberts das Weiterarbeiten im Verborgenen. An diese biografische, persönliche Nähe erinnerte Frank Druffner, Stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, ohne die der Ankauf unmöglich gewesen wäre. Die Stiftung hat für Saarbrücken bereits drei weitere Kunst-Schwergewichte erworben. Für den jüngsten Ankauf engagierten sich außerdem noch die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Staatskanzlei des Saarlandes sowie der Sparkassenverband Saar und der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Letzterer ist, so die Leiterin Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement Heike Kramer, neben dem Staat mit jährlich 134 Millionen Euro der größte Kulturförderer in Deutschland.

Über den Kaufpreis des Werks wurde gestern erwartungsgemäß nichts verlautbart. Mutmaßlich bewegt er sich im sehr hohen sechsstelligen Bereich. „Das Werk gehört jetzt nicht mehr dem Markt, sondern allen Menschen“, sagte Druffner. Es besitze nationalen Wert, 15 Bundesländer hätten dem Erwerb für das Saarland ausdrücklich zugestimmt. Es gebe für den in Frankreich höchst geschätzten Baumeister keinen besseren Platz als die Moderne Galerie mit ihrer Brückenfunktion zu Frankreich.

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