Kammermusik Lerchen-Gesang zum bitteren Finale

Saarbrücken · Ende einer Ära: Der Auftritt des Amaryllis-Quartetts war das endgültig letzte Saarbrücker Kammerkonzert.

 Walter Glößner war über Jahrzehnte der gute Geist der Saarbrücker Kammerkonzerte.

Walter Glößner war über Jahrzehnte der gute Geist der Saarbrücker Kammerkonzerte.

Foto: Oliver Dietze

Der erste große Applaus gehört am Freitagabend Walter Glößner, dem Präsidenten des Vereins Saarbrücker Kammerkonzerte. Jedoch, es ist kein schöner Moment: Mit fühlbar schwerem Herzen gibt der Vereinspräsident bekannt, dass das Konzert des Amaryllis Streichquartetts nicht nur den Abschluss der Saison 2018/19 der Saarbrücker Kammerkonzerte (SKK) bedeute, sondern auch das Ende der Konzertreihe an sich. Nach mehr als 30 Jahren löst sich der Verein auf – aus vielerlei Gründen (wir berichteten).

Die düstere Stimmung, die dies hinterlässt, wird von den vier Musikern des Amaryllis Streichquartetts (Gustav Frielinghaus, Lena Sandoz, beide Violine, Tomoko Akasaka, Viola, und Yves Sandoz, Cello) allerdings rasch weggewischt: Joseph Haydens Streichquartett D-Dur (op. 64/), das sogenannte „Lerchenquartett“, füllt den Konzertsaal der Hochschule für Musik in Saarbrücken mit seinem idyllischen Thema. Die stets hohe Melodie des Adagio-Satzes spielt Frielinghaus mit sehr viel Gefühl, und im äußerst schwierigen, finalen Vivace mit seinen Achtel-Akkorden zeigt das gesamte Quartett sein Können und seine perfekte Abstimmung.

Das darauffolgende Streichquartett (1964) von Witold Lutoslawski bildet dann aber den ungemein starken Kontrast zur Melodieseligkeit Haydns. Doch, wo andere Kompositionen der Neuen Musik gelegentlich um sich selbst kreisen, ist Lutoslawskis Stück schillernd und faszinierend, und es hat in seinen circa 25 Minuten Dauer immer wieder Sektionen von ungeheurer Intensität und geradezu unerhörten Klängen. Als Beispiel sei hier die beinahe orgiastische Zupf-Sektion genannt – ganz große Streichquartett-Kunst!

Nach der Pause spielen die vier noch Ludwig van Beethovens Streichquartett B-Dur (op. 130), können hier jedoch keine Steigerung mehr erreichen. Trotzdem: Ob der überragenden Qualität dieses letzten Auftritts, fühlt sich das Ende der Konzertreihe mit diesen Klängen im Ohr doppelt bitter an.

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