Musikfestspiele Saar Clara und Frédéric wären begeistert gewesen

St. Wendel · Isata Kanneh-Mason konzertierte im St. Wendeler Kurhaus.

Hauskonzert bei Schumanns in Leipzig. Gast ist der befreundete Frédéric Chopin. Am Klavier: Clara. Sie spielt Eigenes: eine Sonate in g-moll – dem Geschmack der Zeit verpflichtet und deshalb mit wenig Eigenständigem ausgestattet. Drei Romanzen op.11, kleine, stimmungsvolle Genrestücke in romantischem Gestus und ein virtuoses Scherzo op.14, bei dem sie ihr ganzes technisches Können entfalten kann. Ehemann Robert ist etwas missmutig, denn Clara sollte sich mehr um Kinder und Haushalt kümmern, als Klavier zu spielen und zu komponieren, was sowieso nur die Männer können. Sie besänftigt den Hausherrn mit ihrer Klavierfassung zweier seiner Lieder: Widmung und Mondnacht. Dann wird der Gast geehrt: Chopin – zwölf seiner Préludes aus opus 28. Clara kann damit ihre ganze Virtuosität, ihr Sentiment und ihr Gestaltungsvermögen zeigen.

Am Freitag versetzten die Musikfestspiele die Zuhörer dahin zurück, um des 200-sten Geburtstages von Clara Schumann mit diesem Programm im St. Wendeler Kurhaus Harschberg zu gedenken. In der intimen Atmosphäre des rot ausgeleuchteten Sälchens mit Wohnzimmer-Flair nahm Isata Kanneh-Mason am kleinen Yamaha-Flügel Platz. Sie hat westafrikanische Wurzeln und ist in England, in einer musikalischen Familie, aufgewachsen. Sie studiert noch in London, hat aber schon viel Beachtung in der Musikwelt gefunden. Mit vitaler, virtuoser Technik und geschickter Pedalarbeit schaffte sie es, die unerbittliche, trockene Akustik und die intonatorischen Schwächen des Klaviers zu überwinden.

Für Schumann und Chopin holte Isata Kanneh-Mason aus dem Flügel das Mögliche heraus, mit feinem Geschmack, kraftvollem Anschlag und überzeugendem Gestaltungswillen. Man spürte das große Potenzial der jungen Pianistin, die es verstand, auch agogisch spannend zu erzählen. Die Zuhörer dankten dafür mit lebhaftem Beifall. Als Zugabe noch einmal Chopin. Frédéric wäre begeistert gewesen.

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