Wirrer Pseudo-Thriller „Camerone“ In Rotwein und Klischees ersäuft

Auch Plätze im Souterrain des „Tatort“-Erfolgshochhauses wollen erstmal erobert sein. Der SR hat mit personifizierten Aktenordnern (Kommissar Schäfermann), frankophilen Käuzen (Kommissar Palu) und dem wohl einem missratenen Schelmenroman entsprungenen Kommissar Stellbrink das Seine dafür getan, sich dauerhaft im Tiefparterre der TV-Krimis einzumieten.

Selten aber wurde in 50 Jahren „Tatort“ derart dick aufgetragen wie 1992 beim Pseudo-Fremdenlegionärs-Thriller „Camerone“ vom Halberg. Zwar hatte sich das Fernsehpublikum hier und im Rest der Republik in gut vier Jahren mit Max Palu (seit 1988 im Dienst) längst an den von einem Frankreich-Klischee zum nächsten radelnden Misanthrophen gewöhnt, manche den Widerborstigen gar lieb gewonnen, weil Jochen Senf den Rouge-Trinker immer mehr zum Charakter formte.