Congresshalle Saarbrücken Kasarova singt bei der DRP mit dem ganzen Körper

Saarbrücken · Die letzte Matinée der Deutschen Radio Philharmonie in dieser Saison bot gestern Besonderes. Die gefeierte Mezzosopranistin Vesselina Kasarova stand im Mittelpunkt bei „Mythos Frau“.

Erinnerungen wurden wach an ein Kasarova-Portrait des SR vor 22 Jahren. In Joseph Haydns Kantate „Arianna a Naxos“ beklagt die Verlassene ihr Schicksal. Haydn als Dramatiker! Die Kasarova nahm das ernst. Von der tiefen, fast männlich timbrierten Stimmlage bis zu höchsten Höhen entfaltete sie in der Congresshalle  geschmeidig authentische Emotionalität. Singen ist für sie nicht nur „Stimme zeigen“, sondern den ganzen Menschen. Also nicht nur „schön“ singen, sondern mitfühlen, auch gestisch; fast war ihr die Bühne zu klein. Wie auch in der lyrischen Szene „La mort de Cléopâtre“ von Hector Berlioz, der virtuos den Niedergang der Ptolemäerin bis hin zum Selbstmord beschreibt.

Dirigent Kazuki Yamada ließ keinen instrumentalen Effekt aus, das Orchester arbeitete ihm intensiv zu. Cléopatras Seelenpein wurde greifbar, ihr stockender Kontrabass-Herzschlag signalisierte den nahen Tod. Eingerahmt wurde das Vokale orchestral: mit Beethovens zweiter „Leonoren“-Ouvertüre und Bizets „Sinfonie in C-Dur“. Sie wird zur „leichten“ Sinfonik gerechnet, wurde vom 17-Jährigen insgeheim geschrieben und erst nach 80 Jahren entdeckt. Die Leichtigkeit Mozarts oder Mendelsohns können Vorbild gewesen sein. Yamada jedoch versah das „Vivo“ des Kopfsatzes mit Schwere, gab dem Adagio orientalische Melancholie, dem „Scherzo“ derbe Behäbigkeit, ließ aber dann im „Vivace“-Finale den Violinen freien Lauf. Druck- und eindrucksvoll.

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