Marius Bucks „Instrumentum“ bei der Saarbrücker Sommermusik Plopp! und Schnarr! und Gumminippel

Saarbrücken · Ein famoser, sehr eigenwilliger Abend bei der Saarbrücker Sommermusik: Marius Bucks „Instrumentum“.

  Die Musiker (v.l.): Marius Buck, Hartmut Oßwald (vorne), Stefan Scheib, Michael Hupperts und Julien Blondel.

Die Musiker (v.l.): Marius Buck, Hartmut Oßwald (vorne), Stefan Scheib, Michael Hupperts und Julien Blondel.

Foto: Kerstin Krämer

Selten, dass im Publikum so viele Musiker und andere Künstlerkollegen horchen wie am Donnerstag bei Marius Bucks „Instrumentum“ im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik. Eine Achtungsbekundung, genießen die fünf Ausführenden doch einen hervorragenden Ruf auf einem Experimental-Feld, das mit (Neuer) E-Musik, Jazz und improvisierten Klängen bestellt wird. Ein bewusstseinserweiterndes, Hör-Habitüden sprengendes Konzert war garantiert.

Nun galt es außerdem, ungewöhnliche, weil selbst entwickelte Instrumente zu entdecken, die obendrein mit dezenter Lust an visueller Inszenierung eingesetzt wurden – das hatte eine leise Komik. Die neuen Klangerzeuger stammen aus der Instrumentenbau-Werkstatt des Wahl-Saarbrücker Schlagwerkers und Klangkünstlers Marius Buck: Dafür hatte er sich mit der Raumsituation und Akustik der Spielstätte, der Jugendkirche Eli.Ja in der Hellwigstraße, auseinander gesetzt.

Buck hat eine Becken-Manufaktur mit dem ulkigen Namen BuckBlech, wo er auch selbst Konzerte veranstaltet. Aber der Mann ist nicht nur Beckenbauer, sondern konstruiert neben perkussivem Gerät auch Blechblasinstrumente sowie (im weitesten Sinne) Saiten-Instrumente, die durch Luft und Bewegung Töne produzieren: etwa Flugdrachen-förmige und mit Bändern bespannte filigrane Gebilde, die man mittels eines Griffs mit Drehgelenk rotieren lassen kann. Je nach Größe der Objekte und Rotationsgeschwindigkeit ergaben sich hier dynamisch variable Schnarr-Geräusche. Zum Einsatz kam auch ein geschmiedetes Alphorn – geblasen von Posaunist Michael Hupperts, der dabei (auf einer verhüllten Leiter postiert) aussah wie ein Riese im Wickelrock – sowie rustikale Hörner. Statt eines Mundstücks hatten sie jedoch Gumminippel, die Buck fröhlich schnalzen ließ und als Katapult nutzte, um Gummibänder durch die Gegend zu schnellen. Die Trichter verstärkten den Sound. Plopp!

Faszinierend war das metallische Sirren, das Buck einem nahezu unsichtbar gespannten Draht entlockte, den er unter anderem mit einem Metallstab beklöppelte. Das hatte etwas Magisches. Und oft genug machten Buck, Hupperts, Stefan Scheib (Kontrabass, Komposition), Julien Blondel (Cello) und Hartmut Oßwald (Saxophon, Klarinette) den gesamten Kirchenraum zur  Spielwiese, indem sie Kugeln über die Steinplatten kullern ließen oder Steine an Schnüren über den Boden schleiften.

Diesem experimentellen Mäandern stellten die Fünf immer wieder tradierte Formen des Musizierens auf ihren eigentlichen Instrumenten gegenüber, von freier Improvisation bis zu kammermusikalisch Sinfonischem. Über weite Strecken war es ein minimalistisch-kontemplatives, um eine elektronische Klanginstallation ergänztes Erlebnis, dem viele Zuhörer oft mit geschlossenen Augen lauschten. Selbst eine ansonsten eher auf Konventionelleres abonnierte ältere Dame meinte anerkennend: „Es ist den Musikern gelungen, das Verborgene hörbar zu machen!“

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