Literaturtage im Saarland Neuer Anlauf fürs Literaturfestival „erLesen!“

Saarbrücken · 2020 musste „erLesen!“ wegen Corona kurzfristig abgesagt werden. Doch die Literaturtage im Saarland finden diesmal statt – ab Anfang Juni. Aber wegen Corona braucht das Festival auch einen Plan B – und C.

 Eine Lesung mit Schriftstellerin Thea Dorn wird „erLesen!“ eröffnen: Sie kommt am 3. Juni mit ihrem Buch „Trost. Briefe an Max“ in die Neue Gebläsehalle in Neunkirchen.

Eine Lesung mit Schriftstellerin Thea Dorn wird „erLesen!“ eröffnen: Sie kommt am 3. Juni mit ihrem Buch „Trost. Briefe an Max“ in die Neue Gebläsehalle in Neunkirchen.

Foto: Peter Rigaud

Die sehr gute Nachricht: „erLesen!“ findet statt – anders als vor einem Jahr, als die „Literaturtage im Saarland“ wegen Corona buchstäblich in letzter Minute abgesagt werden mussten. Die weniger gute, aber verständliche Nachricht: Die nun dritte Ausgabe des Festivals muss auf die Pandemie-Situation reagieren, hat das Programm deshalb risiko-minimierend verkleinert. Um die 50 Veranstaltungen waren für den Jahrgang 2020 geplant, jetzt sind es um die 22: zwischen Donnerstag, 3. Juni, und Samstag, dem 12. Juni. In Saarbrücken und Saarlouis wird gelesen, in Blieskastel und Bexbach, Neunkirchen, St. Ingbert, Püttlingen, Mettlach, Kirkel, Lebach und in Wadern.

Plan 1, B und C

 Bestseller-Autor Ewald Arenz („Der große Sommer“) ist für den 4. Juni nach Saarbrücken in die Stadtgalerie eingeladen.

Bestseller-Autor Ewald Arenz („Der große Sommer“) ist für den 4. Juni nach Saarbrücken in die Stadtgalerie eingeladen.

Foto: Ewald Arenz

Mit der wechselhaften Pandemie-Situation im Rücken hat das Team für drei verschiedene Corona-Szenarien geplant: Im günstigsten Fall hat sich Anfang Juni die Corona-Situation so verbessert, dass Autorinnen und Autoren vor Ort vor einem kleinen Publikum lesen. Parallel dazu werden die Lesungen gestreamt für Literatur-Interessierte, die nicht zur Lesung kommen können oder wollen. Bleibt die Corona-Situation so wie zurzeit, werden die Schriftstellerinnen und Schriftsteller an den geplanten Orten im Saarland lesen, aber ohne Publikum – die Lesungen werden dann lediglich gestreamt. Das „worst case“-Szenario bei einer weiteren Zuspitzung der Pandemie-Situation wären Lesungen aus den Wohnzimmern der Autorinnen und Autoren, die gestreamt werden. Das wünscht sich das Team zwar am wenigsten – aber besser als nichts wäre es allemal. „Wir müssen in dieser Situation sehr flexibel bleiben“, sagt Beatrice Schmitt von der Bücherhütte Wadern – deshalb habe sich das Team in diesem Jahr auch entschlossen, kein gedrucktes Programm herauszugeben: Infomationen gibt es vor allem über die Internetseite von „erLesen!“.

Lesungen an der Luft

 Isabel Bogdan nimmt am 10 Juni einen dritten Anlauf in Richtung „erLesen!“ – sie will in Wadern aus „Laufen“ lesen.

Isabel Bogdan nimmt am 10 Juni einen dritten Anlauf in Richtung „erLesen!“ – sie will in Wadern aus „Laufen“ lesen.

Foto: Heike Blenk

Das Team hat in gewisser Weise aus der Not eine Tugend gemacht und einige beschauliche Orte an der coronafreundlich frischen Luft zu Lese-Orten gemacht – das Deck des Theaterschiffs Maria-Helena etwa, das in Saarbrücken vor Anker liegt: Dort wird der französische Lyriker Alain Lance lesen (3. Juni). Die saarländische Autorin Esther Kuhn liest im Hofgut St. Gangolf aus ihrem Jugendbuch „SOS – Mission Blütenstaub“, in dem es unter anderem um Gärten, Wiesen und Honig geht – passenderweise werden auch Imker die Veranstaltung begleiten. Zwei Lesungen führen an die Historische Mühle Limbach in Kirkel: Esther Becker stellt ihren Roman „Wie die Gorillas“ über die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens vor (6. Juni, mit Diskussion), bevor Andrea Russo dort am 11. Juni aus ihrem romantisch angehauchten Buch „Bernsteinsommer“ liest. Am selben Tag gibt es auch im Biergarten „Zur Pilgerrast“ in Blieskastel eine Veranstaltung: Linus Reichlin stellt seinen turbulenten Roman „Senor Herreras blühende Intuition“ vor, dazu soll es – je nach Pandiemie-Lage – Tapas und katalonischen Sekt geben; überschrieben ist der Abend mit „Zitronengarten trifft Biergarten – ein andalusischer Urlaubsabend in Blieskastel“, was ja auch ein wenig wie ein verheißungsvoller Buchtitel klingt. Auch an das jüngste Publikum ist gedacht – am 5. Juni soll es, ausgehend vom Spielplatz in der „Grünen Lunge“ in Bexbach, eine Schnitzeljagd für Kinder geben, mit anschließender Lesung von Heike Nieder.

Eröffnung mit Thea Dorn

Im geplant großen Rahmen eröffnet wird „erLesen!“ am 3. Juni in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen – ob nun hybrid vor Publikum im Saal und Streaming-Zuschauern zuhause oder eben nur per Stream. Thea Dorn liest aus ihrem Buch „Trost. Briefe an Max“ und spricht danach über ihre Arbeit, befragt von Tilla Fuchs von SR2 Kulturradio.

 Paul Maar („Das Sams“) liest im Saarbrücker Schloss.

Paul Maar („Das Sams“) liest im Saarbrücker Schloss.

Foto: dpa/Marcus Führer

Das Programm der Literaturtage ist bunt gemischt; da liest die mehrfach prämierte Autorin Iris Wolff aus ihrem Roman „Die Unschärfe der Welt“ (5. Juni, Lichtspiele Wadern), während die Reisejournalistin und TV-Moderatorin Tamina Kallert ihren Band „Wunderschön – Mit kleinem Gepäck“ vorstellt (10. Juni, Theater am Ring, Saarlouis). Horst Eckert stellt seinen Thriller „Die Stunde der Wut“ vor (8. Juni, VHS Lebach), kriminell wird es auch am 9. Juni im Theater am Ring in Saarlouis, wenn Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo aus dem jüngsten Commissario-Morello-Band lesen: „Der Tintenfischer“. Am 10. Juni nimmt Autorin Isabel Bogdan einen dritten Anlauf in Richtung Wadern: Zweimal war sie schon eingeladen, zweimal musste sie coronahalber absagen – sie wird aus Ihrem Roman „Laufen“ lesen, in den Lichtspielen Wadern.

Saarländische Geschichte

Zwei Lesungen aus druckfrischen Bänden aus dem St. Ingberter Röhrig Universitätsverlag beschäftigen sich mit saarländischer Geschichte: Friedrich Spangemacher stellt seine Biografie des gebürtigen Saarbrückers Tzi Avni vor, der als einer der wichtigsten israelischen Komponisten gilt (9. Juni, Hochschule für Musik Saar). Seine Kindheit verbrachte Avni an der Saar, bevor er und seine Eltern 1935 vertrieben wurden. „Das Saarvolk hat sich entschieden“ heißt der neu herausgegebene Band mit Texten des Prager Journalisten Frantisek Kocourek, der 1941 im Lager Birkenau ermordet wurde. Er hatte die Zeit der Saarabstimmung 1935 beobachtet; die Texte sind erstmals ins Deutsche übertragen, die Herausgeberin Alena Wagnerovà wird aus dem Band lesen (8. Juni, Stiftung Demokratie, Saarbrücken). Danach gibt es eine Diskussion mit ihr und Erich Später von der Heinrich-Böll-Stiftung Saar.

Ins Finale gehen die Literaturtage am Samstagnachmittag, 12. Juni, im Saarbrücker Schloss: Paul Maar, Schöpfer des „Sams“, liest aus „Der kleine Troll Tokok“, musikalisch begleitet wird er dabei von Wolfgang Stute und Konrad Haas. Der Verkauf der Karten läuft – bis Anfang Juni heißt es nun Daumen drücken, auf dass es keine reine Online-Veranstaltung wird.

Karten gibt es in den teilnehmenden Buchhandlungen oder bei Ticket Regional. Wer noch einen Gutschein aus dem abgesagten Jahrgang 2020 hat kann diesen jetzt einlösen. Infos und Programm:
www.erlesen-saarland.de

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