Kino Bunte Ideen für das Saarbrücker Filmhaus

Saarbrücken · Unter dem Motto „Filmhaus? Filmhaus!“ haben 13 Studierende der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) sich Gedanken über das Saarbrücker Kino gemacht und darüber, wie man es unterstützen könnte. Was bieten ihre Entwürfe?

 Michèlle Mannschatz hat dieses Logo für das Filmhaus entworfen.

Michèlle Mannschatz hat dieses Logo für das Filmhaus entworfen.

Foto: Kerstin Krämer

Erst die Konkurrenz von Netflix und anderen Streamingdiensten, dann die Pandemie: All das setzt der Institution Kino heftig zu. Auch kleinere Häuser wie das Saarbrücker Filmhaus müssen kämpfen, um sich zu behaupten. Wie kann man erreichen, dass das kommunale Lichtspielhaus in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird? Mit dieser Frage, so erzählt es Ivica Maksimovic, Professor für Kommunikationsdesign und Werbung an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK), habe sich das Filmhaus direkt an ihn persönlich gewandt.

Sicher, das Filmtheater in der Mainzer Straße hat Tradition, im Sommer wird 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Aber wie steht es um die junge Zuschauergeneration? Kennt die das Filmhaus auch? Aus diesen Fragen machte Maksimovic eine Aufgabe, die er im Wintersemester in Form einer Lehrveranstaltung mit Wettbewerbs-Charakter an HBK-Studierende verschiedenster Fachrichtungen weiterreichte: Das Atelierprojekt mit dem Namen „Filmhaus? Filmhaus!“ stand nicht nur Kommunikationsdesignern offen, sondern auch zahlreichen anderen Studiengängen. Erlaubt ist, was hilft – methodisch hatten die Teilnehmer freie Hand.

 So könnte ein pinkfarbener Teppich plus Wegweiser zum 30. Jubiläum des Filmhauses aussehen – entworfen von Berin Acici

So könnte ein pinkfarbener Teppich plus Wegweiser zum 30. Jubiläum des Filmhauses aussehen – entworfen von Berin Acici

Foto: Kerstin Krämer

Vergangene Woche nun präsentierten im Filmhaus 13 kreative Köpfe aus dem Bereich Kommunikationsdesign ihre teils äußerst originellen und vor Erfindungsreichtum schier überbordenden Ergebnisse, wobei deutlich wurde, dass selbst das beste Produkt nicht alles ist: Es kommt auch darauf an, wie man es verkauft – Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk, auch zum künstlerischen. Insofern war das Projekt zugleich eine praktische Übung in Sachen Selbstvermarktung. „Hat das Kino eine Zukunft?“, fragte Maksimovic eingangs und bejahte das umgehend selbst mit dem Verweis auf schiere Größe: Neben einer Leinwand habe ein Flachbildschirm zu Hause doch keine Chance.

Das ist ein Aspekt, der von etlichen Teilnehmern im direkten Vergleich mit Fernsehern oder Smartphones aufgegriffen wurde, ebenso die versteckte Lage des Filmhauses in einem Innenhof der Mainzer Straße: Diesem Missstand begegnete man mit verschiedenen wegweisenden Vorschlägen, von der farblichen Markierung des Trottoirs bis zum navigierenden Animationsfilm. Ebenfalls gerne thematisiert wurde der Umstand, dass es im Filmhaus kein Popcorn gibt – wie wäre es denn etwa mit einem niedlichen Maskottchen in Form einer gezeichneten leeren Popcorn-Tüte?

Aus einem Brainstorming mit 50 Ideen hatten die Studierenden zunächst ihre jeweils besten Entwürfe in so genannten „Scribbles“ (groben Skizzen) festgehalten, die sie dann weiterentwickelten und hier – auf große Kinoleinwand projiziert – erläuterten. Hoch im Kurs standen erwartungsgemäß der Entwurf eines kenntlichen Logos und eine moderne Überarbeitung des Schriftzugs im Sinne einer „Corporate Identity“ mit flankierenden Werbemaßnahmen. Dabei ließen die Teilnehmer ihrer Kreativität analog wie digital freien Lauf, gingen die Herausforderung illustrativ oder textlich an, tobten sich in verschiedenen Drucktechniken, typographischen Analysen oder originellen Wortspielen aus.

 Ein „Corporate Design“ fürs Filmhaus, entworfen von Benjamin Edlinger.

Ein „Corporate Design“ fürs Filmhaus, entworfen von Benjamin Edlinger.

Foto: Kerstin Krämer

Die Kampagnen-Ideen reichten von Plakaten und dem Bespielen von Lichtkästen über bedruckte Merchandise-Artikel (Bierdeckel, T-Shirts, Gutscheinkarten, Jutetaschen) bis zum durchgestylten Instagram-Auftritt; es gab kuriose Kurzfilme, Audio-Slogans, skurrile innerstädtische Reklame-Aktionen und Synergie-effektive Kooperationen mit lokalen Getränkeherstellern. Einiges davon ist zu verspielt, um umgesetzt zu werden, oder zu rätselhaft, um es ohne Erklärungen zu verstehen; anderes wiederum sehr griffig und quasi marktreif. Auch die Kinofassade wollte man neu gestalten oder den Innenhof durch Projektionen hervorheben. Als besonderer Marketing-Gag wurde ein durch die City kurvendes Filmhaus-Mobil vorgeschlagen, bei dem die Mitfahrer durch nachhaltiges Treten in die Pedale eventuell sogar selbst den Strom für ihren rollenden Bildschirm produzieren.

 Benjamin Edlinger hat diesen Schriftzug fürs Filmhaus entworfen.

Benjamin Edlinger hat diesen Schriftzug fürs Filmhaus entworfen.

Foto: Kerstin Krämer

Zurück zur großen Leinwand: Als Dankeschön bot Filmhaus-Chefin Christel Drawer den Studierenden an, das Filmhaus in Zukunft auch für andere Präsentationen nutzen zu dürfen. Bei der jetzigen gingen die jungen Kommunikationsdesigner ganz offensichtlich davon aus, dass ihre besten Motive und Kampagnen auch tatsächlich umgesetzt werden. Ob das wirklich passiert, bleibt abzuwarten: Nach Auskunft der HBK wird eine Jury aus Vertretern von Landeshauptstadt und HBK immerhin drei Gewinner küren, denen vom Filmhaus ausgelobte Geldpreise winken. Angesichts der engagiert erarbeiteten Ergebnisse wär`s jedoch schade, wenn der Wettbewerb als bloße Stilübung verpuffte.

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