6. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters mit Pianist Simon Ghraichy Fantasievoll, stimmig, virtuos

Saarbrücken · Das 6. Sinfoniekonzert des Saarländischen Staatsorchesters mit Pianist Simon Ghraichy stand unter dem Motto „Reiselust“. Eine Kritik.

  Der junge mexikanisch-libanesische Pianist Simon Ghraichy brillierte neben dem Saarländischen Staatsorchester unter Sébastien Rouland.

Der junge mexikanisch-libanesische Pianist Simon Ghraichy brillierte neben dem Saarländischen Staatsorchester unter Sébastien Rouland.

Foto: Antonin Menichetti

Ob sich beim 6. Sinfoniekonzert des Saarländischen Staatstheaters die im Motto propagierte „Reiselust“ einstellen konnte, sei dahingestellt. Der eröffnende „Valse triste“ von Jean Sibelius konnte jedenfalls eine Reise ins Totenreich suggerieren. Als Teil einer Bühnenmusik zu Arvid Järnefelts Drama „Kuomela“ (Der Tod) hat sich der bis ins Rauschhafte gesteigerte Tanz mit dem Tod als Einziges in den Konzertprogrammen gehalten. Generalmusikdirektor Sébastien Rouland inszenierte expressiv-bedrückend diese knapp fünf Minuten.

„Niemand kennt die Musik der ganzen Welt besser als Monsieur Saint-Saens“, meinte Claude Debussy einst und hatte damit sicher nicht ganz unrecht. Denn in seinem Klavierkonzert Nr.5, auch „Ägyptisches“ genannt, wird Saint-Saens‘ Liebe zu Nordafrika, aber auch der Orient hörbar. Orientalismen waren im 19. Jahrhundert Mode, dass Saint-Saens auch Versatzstücke aus der ägyptischen Volksmusik oder Gemelan-Klänge verwendete, spricht für seine Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Kulturen. Freie Formen, farbige Klavierimprovisationen, virtuoses Dahinbrausen im Finale kennzeichnen dieses selten zu hörende Werk, dem sich der junge mexikanisch-libanesische Pianist Simon Ghraichy mit virtuoser Könnerschaft und subtil in der fantasievollen Gestaltung widmete. Souverän geführt von Rouland wurde das Staatsorchester dynamisch differenziert der Partitur gerecht. Eine Zugabe versprach Rouland nach der Pause. Sie wurde der unterhaltsame Höhepunkt des Konzertes, auch wenn sie stilistisch nicht so recht in den Programmrahmen passte: Franz Liszt, Ungarische Rhapsodie. Ghraichy, mit passendem, farbigen Outfit, konnte seine stupende Virtuosität ausspielen, unterstützt vom motivierten Orchester.

Für das Finale, Sibelius‘ schwierige, wenig spektakuläre sechste Sinfonie stimmte Rouland mit einigen Worten ein. Rätselhaft ist dieses Werk, das mit seinen archaischen, kirchentonartlichen Klängen ständig kleinste Motive variiert, lyrische, ja meditative Ruhe ausstrahlt. Rouland gelang mit seinem Orchester eine stimmige Interpretation, die die Waage hielt zwischen Innerlichkeit und Gefühlserregung. Die Zuhörer spendeten anerkennenden Beifall, in Anbetracht der Weltsituation beendete der „Valse triste“ das Konzert.

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