Konzertreihe „Quintatön“ Fünf Kultur-Lebenszeichen von fünf Festivalköpfen

Merzig · Die Reihe „Quintatön“ bietet von Donnerstag bis Ostermontag täglich ein frisch eingespieltes Konzert aus dem Merziger Zeltpalast im Internet.

 Walter Sittler (l.) und Bernhard Leonardy im Zeltpalast.

Walter Sittler (l.) und Bernhard Leonardy im Zeltpalast.

Foto: Kerstin Krämer

„Es lohnt sich nicht, aber es zahlt sich aus.“ Ob dieses Bonmot des großen Intendanten und Kulturpolitikers August Everding bezüglich kulturellen Engagements auch für die fünfteilige Online-Konzertreihe gilt, bei deren Auftakt Bernhard Leonardy es zitiert? Fünf Musikfestivals der Region haben sich auf Initiative des Chefs der Musikfestspiele Saar zusammengetan, um dem Publikum via Online-Streams ein musikalisch-literarisches Fünf-Gänge-Ostermenü ins Wohnzimmer zu liefern (wir berichteten).

Ein Fünfklang in jeder Hinsicht also, weshalb die Reihe auf den schönen Namen „Quintatön“ hört. Und weil die beteiligten Festivals an Saar, Mosel und Rhein angesiedelt sind, wurde das Thema Fluss zum roten Faden erkoren: Symbolisch steht dafür Schuberts Forellenquintett; jedem Konzert ist ein Satz daraus vorgeschaltet. Ausführende bei dieser Kooperation mit SR und SWR sind die jeweiligen künstlerischen Leiterinnen und Leiter: Franziska Hölscher (Kammermusiktage Mettlach) an der Geige, Joseph Moog (Konz Musik Festival) am Flügel und Benedict Kloeckner (Internationales Musikfestival Koblenz) am Cello, während Tobias Scharfenberger (Moselmusikfestival) singt und Leonardy in die Tasten einer „digitalen Pfeifen-Orgel“ greift: Das Instrument wurde eigens für die Musikfestspiele Saar entwickelt und kann mittels elektronischer Samples die Klangbilder diverser realer Orgeln reproduzieren – ein mobiles Orgelorchester, sozusagen.

Unterstützt werden die Fünf von der Bratschistin Karolina Errera, der Harfenistin Chanel Perdichizzi und dem Kontrabassisten Alexander Edelmann. Als Moderator wurde der Schauspieler Walter Sittler verpflichtet, der das Ganze um literarisch-politische Schmankerl ergänzt. Aufgezeichnet wurde im Merziger Zeltpalast, den Joachim Arnold, Chef von Musik & Theater Saar, als strategisch günstigen und Corona-konformen Aufnahmeort zur Verfügung stellte.

„Eine Mammutsession“, berichtet Leonardy, „wir haben alles an einem Tag aufgenommen.“ Ein ambitioniertes Unterfangen, zumal die einzelnen Konzerte jeweils die Handschrift der verschiedenen künstlerischen Leiterinnen und Leiter tragen, Werke teils eigens dafür umarrangiert wurden. Das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen, wie eine Vorschau des ersten Teils mit Leonardy beweist. Der gefällt nicht nur musikalisch, sondern auch visuell mit geschmackvollen Überblend-Effekten, Totalen und Nahaufnahmen und steht ganz im Zeichen der Musikfestspiele Saar: viel Orgel also, von Messiaen über Satie, Dvorák und Improvisationen bis hin zu Franck. Dazu liest Sittler unter anderem die Erzählung „Cait und ich“ des englisch-irischen Autors Brian Cleeve als Fortsetzung (auch hier geht’s um Wasser) und bittet den Festivalchef zum Plausch aufs lilafarbene Sofa.

Dass Sittlers Ansagen oft recht unbeholfen klingen und er sich in Sachen Musikfestspiele als nicht sonderlich gut vorbereitet erweist, ist nicht unkomisch – dass nicht nachgebessert wurde, wirkt sympathisch ehrlich und unterstreicht den spontanen Charakter der Aktion. Wenn das Publikum nicht zur Musik kommen kann, muss die Musik zum Publikum kommen – Leonardy erhofft sich eine Signalwirkung für Politik wie Auditorium: Als Kulturschaffende wolle man zeigen, „dass wir verantwortungsvoll mit der Corona-Situation umgehen können und wollen“.

Die fünf Konzerte sind in Folge ab Donnerstag bis Ostermontag täglich um 20.15 Uhr kostenlos auf den Seiten von SR2 Kulturradio und SWR sowie den
Festival-Seiten abzurufen.
www.musikfestspielesaar.de

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