Zum ersten Mal in Saarbrücken „You Can’t Get What You Want“: Joe Jackson rockt die Saarlandhalle – vor kleinem Publikum (mit Bildergalerie)

Saarbrücken · Zum ersten Mal trat der englische Musiker Joe Jackson im Saarland auf – vor erstaunlich kleinem Publikum. Außer seinem Riesenhit „Steppin’ Out“ hatte er noch so einige andere Klassiker im Programm.

Joe Jackson in der Saarlandhalle in Saarbrücken​
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Joe Jackson in der Saarlandhalle in Saarbrücken

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Foto: Sebastian Dingler

Der Ferienbeginn? Corona-Ängste? So ganz klar war die Antwort auf den überraschend schwachen Besuch des Joe Jackson-Konzerts in der Saarlandhalle nicht. 575 Besucher verloren sich am überdimensionierten Veranstaltungsort, der nur deshalb gewählt wurde, weil die Congresshalle derzeit renoviert wird. Aber als Jackson mit einem überaus flotten Medley mit Songs seines legendären „Look Sharp!“-Albums begann, hätte man sich das Ganze auch gut als unbestuhltes Konzert in der Garage vorstellen können.

Von Anfang an riss der Pianist und Sänger das Publikum mit. Seine ausladende Mimik, irgendwo zwischen Billy Idol und Gernot Hassknecht angesiedelt, zeigte, wie sehr er seine Musik lebt. Mitgebracht hatte er drei Mitmusiker, darunter seinen langjährigen Wegbegleiter, den Bassisten Graham Maby. Dieser ließ gelegentlich sein Können aufblitzen, ebenso wie Gitarrist Teddy Kumpel und Schlagzeuger Doug Yowell. Vor allem überzeugten die drei aber als kongeniale Begleitband für ihren durch alle Genres mäandernden Chef.

Es brauchte erstmal eine ganze Weile, bis der 67-jährige das Wort an seine Fans richtete. Er sei zum ersten Mal in Saarbrücken, meinte er und bedankte sich dafür, dass die Anwesenden die Livemusik unterstützten – dass die ein schönes Erlebnis ist, dürfe man auch ruhig weitersagen.

Die Band verließ dann die Bühne für Jacksons Solo-Teil. Die dramatische Ballade „Solo (so low)“ kam da zu Gehör, ebenso wie der Hit „Real Men“ des 1982er Albums „Night and Day“. Seit einigen Jahren hat der Brite auch ein Joni Mitchell-Cover im Programm, „Big Yellow Taxi“. Natürlich habe er als Fan der Sängerin sofort zugesagt, als es darum ging, an einer Tribute-Show für sie teilzunehmen. Dann erst sei ihm klargeworden, dass er so einen vertrackten Mitchell-Song ja auch singen müsse. Das bekam er aber sehr ordentlich hin, so wie er insgesamt stimmlich und pianistisch einen topfitten Eindruck machte. Sein Salsa-Solo im Latin-Song „Fool“ wäre sicher auch in Havanna bejubelt worden. Schade nur, dass er seine ebenfalls lateinamerikanisch beeinflussten Hits „Cancer“ und „Cha Cha Loco“ wegließ.

Es fehlte noch so manch bekannte Nummer, als Jackson das Konzert nach 90 Minuten beendete. Die Hoffnungen ruhten also auf dem Zugabenblock. Den eröffnete er mit einer wunderbar energetischen Version von „You Can’t Get What You Want“, die die Zuhörer aus den Sitzen springen ließ. Mit der regulären Version seines größten Chart-Erfolgs „Steppin’ Out“ hätte er die Stimmung sicher zum Überkochen gebracht. Doch diese Erwartungen dämpfte er direkt mit der Ansage: „Die meisten Leute wissen nicht, dass dieser Song eigentlich eine romantische Ballade ist.“ Und so spielte er ihn auch. Was zum Ende des Konzerts zunächst ein zwiespältiges Gefühl hinterließ, vermisste man doch den treibenden Beat und damit die Erinnerung an so manche Tanzparty der Achtzigerjahre. Das verflog aber schnell zugunsten der Freude darüber, dass einer der großen Individualisten der Rockgeschichte den Weg nach Saarbrücken gefunden hatte.

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