Konzert von Herman van Veen Des Holländers „neue Saiten“

Saarbrücken · Jazz, tiefsinnige Chansons und Komik: Beim Konzert von Herman van Veen und seiner Band wurde einiges geboten.

 Bei seinem Konzert in der Congresshalle in Saarbrücken lieferte sich Herman van Veen auch ein Geigen-Duell mit Jannemien Cnossen.

Bei seinem Konzert in der Congresshalle in Saarbrücken lieferte sich Herman van Veen auch ein Geigen-Duell mit Jannemien Cnossen.

Foto: Sebastian Dingler

Wie heißt die holländische Mischung aus Helge Schneider, Reinhard Mey und Otto Waalkes? Die Antwort kann nur Herman van Veen heißen. Mit Helge Schneider hat er das Konzept gemeinsam, sowohl Komik als auch anspruchsvolle Musik auf die Bühne zu bringen (wenn auch kein Jazz wie Schneider), wie Reinhard Mey singt er tiefsinnige Chansons und mit Otto verbindet ihn die gleiche Frisur sowie die bisweilen kindliche Komik. Es wird also einiges geboten beim nahezu ausverkauften Auftritt unter dem Titel „Neue Saiten“ in der Congresshalle.

Der 74-jährige ist sagenhaft gut in Form, singt, spielt Geige, Gitarre, Piano, Mundharmonika und wagt auch mehrere Tänzchen quer über die Bühne. Songs brechen mittendrin ab und gehen in Textpassagen über, die Band stellt sich praktisch bei jedem Lied neu auf, die Musikerinnen sind weit mehr als nur Begleitung. Wieke Garcia spielt Harfe, Schlagzeug und singt hervorragend – das tut auch Jannemien Cnossen, wenn sie sich nicht Duelle an der Geige mit van Veen liefert. Schon lange in der Band ist die tolle Gitarrenvirtuosin Edith Leerkes. Da ist Bassist Kees Dijkstra der einzige, der meist im Hintergrund steht, außer bei einem wunderbaren Solo auf seinem Rickenbacker. Ansonsten dient er als armer Prügelknabe, der nach Fehlern böse angeschaut wird und sich in die Ecke verziehen muss – natürlich gehört das zur Show.

Die ist fantastisch durchkonzeptioniert und schafft immer wieder Überraschungen. Gerade wie van Veen es fertigbringt, die ernsten Themen mit Humor zu bearbeiten, erlebt man selten. So kommentiert er trocken, wie seine verstorbene Mutter zu Klängen von Louis Armstrong, Edith Piaf und Vera Lynn verbrannt wurde: „Sie glühte noch nach.“ Und wie das Leben nach diesem Verlust weitergehen musste: „Auch ohne Mama wurde es wieder Viertel nach sechs.“ Seinen langjährigen Pianisten, den 2014 gestorbenen Erik van der Wurff lässt er auferstehen, indem der Flügel scheinbar von alleine anfängt zu spielen, sobald sich der Tastaturdeckel öffnet.

Auch das heikle Thema Klimawandel hat in den van Veenschen Kosmos Eingang gefunden: „Wenn 97 Prozent der Wissenschaftler Recht behalten und sich die Erde um zwei Grad erwärmt, dann müssen 17 Millionen Holländer nach Deutschland umziehen. (Pause) Sie lachen noch!“.

Wunderbar sind auch seine Parodien: So jene des Neue Musik-Pianisten, der scheinbar leidend und mit übergroßem Pathos das Instrument malträtiert – am Ende wirft van Veen die vielen Töne pantomimisch ins Publikum. Oder jene auf die Oper, die seiner Meinung nach „wunderschön“ sein könnte, „wenn keine Sänger dabei wären“. Drei Minuten braucht die Sopranistin, dargestellt von van Veen selbst mit unzähligen Textwiederholungen, um zu erklären, dass sie erstochen wurde. Der Tenor brauche dann acht Minuten um zu erklären, dass er der Täter war. Selbst den typischen Opernchor persifliert der Sänger so gut, dass das Publikum durchgehend am Jauchzen ist.

Am Ende gibt es Standing Ovations für eine grandiose Show. „Bleiben Sie gesund, dann sehen wir uns in zwei, drei Jahren wieder“, sagt der Holländer. Wer nicht so lange warten will: Van Veen tritt am 20. Dezember in Bad Kreuznach auf.

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