Kinowettbewerb „Créajeune“ Guter Abend mit dem Film-Nachwuchs
Saarbrücken · Am Freitag gastiert Créajeune, der Videowettbewerb der Großregion, in Saarbrücken. Was gibt es zu sehen – und lohnt es sich?
Was treibt ihn an, den Mann? Ist er so simpel gestrickt, dass ein Sportwagen mit 160 PS, eine schmucke Sonnenbrille und eine Frau, der man an der Bushaltestelle imponieren will, ihn im Innersten glücklich machen? Erstmal scheint es so im Kurzfilm „Der Antrieb des Mannes“ von Jonathan Thomas. Doch erst droht dem Alfa-Romeo-Cabrio veritable Konkurrenz in Form eines Fahrrads; dann bricht der Film voller markiger Dumm-Sprüche eines sonoren Erzählers in sich zusammen. Sind wir Zeugen eines Werbespot-Drehs, der aus dem Ruder läuft? Vergnügliche sieben Minuten hat der Saarbrücker Jonathan Thomas inszeniert, der auch verantwortlich ist für Schnitt, Kamera und Buch, zusammen mit Gregor Hempelmann. Das hat Witz, gute Bilder, Tempo.
„Der Antrieb des Mannes“ ist einer der 15 Filme der Kategorie „Junge Erwachsene“ des Großregions-Videowettbewerbs „Créajeune“, die am Freitag im Kino Achteinhalb laufen. Ende April hatte das Festival in Luxemburg mit Filmen von Kindern begonnen, am 11./12. Mai sind in Metz Filme von Jugendlichen zu sehen. Zum Finale laufen am 20. Mai in Trier Musik-Clips.
Die Filme am Freitagabend im Achteinhalb sind mal 25 Minuten lang, mal drei. Etwa Daniel Sosnioks „Day Eight“, ein experimenteller Film mit Bildern des Universums, von Sternen, einem Feuermeer, als habe man auf der Sonne gefilmt. Der Ton dazu rauscht, schnarrt, schabt und kreischt. Egal, ob man beim ersten Schauen durchblickt, worum es geht oder nicht – gut jedenfalls, dass man den Film auf einer großen Leinwand sehen kann. Sosniok, zusammen mit Ko-Regisseur Tim Weiss, ist auch mit einem Spielfilm vertreten, dem zehnminütigen „Dear Drowning“: In dem bewusst nervösen Film sucht ein junger Mann Ruhe, vielleicht sogar im Tod – sein Traumbild als Ertrunkener ist zwiespältig. Er hetzt durch den drögen Alltag, flieht in die Natur, in den Wald, schließlich ans Meer. Findet er dort Ruhe?
Buchstäblich ans Herz geht „Mon Coeur“ von Mona Ginet, die in fünf wundersam animierten Minuten von einer jungen Frau erzählt, deren Herz vom Angebeteten erst fein säuberlich filetiert, dann verschlungen wird. Wie bekommt sie nun ihr verschlungenes Herz zurück? Ein berührender Trickfilm. Ein Animationsschmuckstück ist „Parade“ von Léa Buffard, ein ungebremster Assoziations-Strom voller Bilder, die in vier atemberaubenden Minuten entstehen, sich verändern, sich auflösen – exzellent. Optisch konventioneller, aber ebenso sehenswert ist der Trickfilm „Poussière“ von Aliessia Puli. Während ein Mädchen schläft, balgen sich ein Albtraum und ein „guter Traum“ um Vorherrschaft im Unterbewusstsein der Schlummernden: Werden Schäfchen und Blümchen obsiegen, oder doch ein spitzzahniges Krokodil? Ein charmanter Film.
Düster, packend und einer der stärksten Filme ist der zehnminütige „Vendetta“ eines Brüsseler Jugendlichen-Kollektivs: die Geschichte eines erschossenen Bruders und einer rächenden Schwester, von Hochhaus-Ödnis, Kriminalität und Aufbegehren dagegen. Eingefangen mit viel Atmosphäre und dokumentarischer Anmutung.
Termin: Freitag, 20 Uhr. Preisverleihung ab 21.30 Uhr. Info: www.creajeune.eu