„Verfahren“ handelt von Justiz und Rechtsextremismus Der NSU-Prozess wird zum Theaterstück

Saarbrücken · Gesellschaftspolitisch Brisantes reizt die bekannte Theaterautorin Kathrin Röggla. In „Verfahren“ hinterfragt sie einen der spektakulärsten Prozesse der vergangenen Jahrzehnte, den NSU-Prozess. Im Interview erklärt sie, warum die Uraufführung in Saarbrücken trotzdem kein typisches Gerichtsdrama wird.

 Kathrin Röggla ist auch Vizepräsidentin der Akademie der Künste Berlin. Kürzlich erhielt sie den Else-Lasker-Schüler-Preis.

Kathrin Röggla ist auch Vizepräsidentin der Akademie der Künste Berlin. Kürzlich erhielt sie den Else-Lasker-Schüler-Preis.

Foto: dpa/Carsten Koall

Fünf Angeklagte, zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle – fünf Jahre lang hat das Oberlandesgericht München über die Taten der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verhandelt. 2018 endete das Strafverfahren mit der Verurteilung der Hauptangeklagten Beate Zschäpe zu lebenslanger Haft. Doch sie tritt in dem Stück „Verfahren“ nicht auf, das in Saarbrücken uraufgeführt wird, sondern Gerichtsbeobachter, etwa Bloggerinnen, „aufrechte Bürger“ oder „Gerichtsdienerinnen“. Die Infragestellung von gesellschaftlichen wie sprachlichen Gewissheiten sind die Spezialität  Kathrin Rögglas, deren Stücke „Worst Case“ und „Draußen tobt die Dunkelziffer“ bereits am Saarländischen Staatstheater inszeniert wurden. Die Österreicherin zählt zu den meist ausgezeichneten Theaterautorinnen Deutschlands; 2014 bekam sie die Saarbrücker Poetikdozentur.