Kammermusiktage Mettlach Können Künstler unpolitisch sein?

Mettlach · Bei den Kammermusiktagen Mettlach gab es Konzert und Diskussion mit den Künstlern aus Kreisau.

Eine „Begegnung mit dem Kreisauer Kreis“ hatten die Kammermusiktage Mettlach für Sonntag angekündigt. Nicht die bürgerliche Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus war gemeint, sondern die Musiker, die sich jährlich zum Festival „Krzyzowa-Music“ im ehemaligen schlesischen Kreisau treffen. Drei junge Musiker waren angereist, nach der ersten Programmhälfte sollten sie, moderiert von Geschichtsprofessor Lucian Hölscher, die Frage „Können Künstler unpolitisch sein?“ mit dem Publikum diskutieren. Der Russe Alexey Stadler konnte aus erster Hand und am Beispiel Schostakowitsch über Musik als Instrument für Manipulation und Machtmissbrauch berichten. Mehr oder weniger profunde Diskussionsbeiträge aus dem Publikum erhärteten die Meinung, dass sich jeder Künstler, jeder Bürger auf der Basis des Grundgesetzes Artikel 5 in der Bundesrepublik frei politisch oder unpolitisch verhalten kann. Ergänzt sei an dieser Stelle, dass Musik als zusammenführendes, gemeinsames Erlebnis sozialisiert und somit politisch ist. Und: Kunst ist eine Tochter der Freiheit.

Das Konzertprogramm hätte auch den Titel „Letzte Werke“ tragen können, alle Kompositionen waren gegen Lebensende oder am Ende einer Schaffensperiode entstanden. Gabriel Faurés Trio op.120, mit Klarinette selten zu hören, wurde von Pablo Barragán (Klarinette), Alexey Stadler (Violoncello) und Annika Treutler (Klavier) expressiv und klangintensiv aufgeladen, was mitunter akustisch den kammermusikalischen Rahmen schier sprengte. Die Klarinetten-Sonate von Francis Poulenc vereint Virtuosität, Witz und Kontrast zu einem mosaikartigen Ganzen. Barragán setzte es mit variablem Ton von wohlig weich bis messerscharf um, griffsicher und selbstbewusst von der Pianistin Treutler unterstützt.

Kraftvoll zupackend und sparsam parfümiert ging Cellist Stadler die ursprünglich für Klarinette gedachten Fantasiestücke op.73 von Robert Schumann an. Ihm lag mehr am satten Klang als an emotionaler Sensibilität, worin ihn die Pianistin trefflich unterstützte. Der Klarinettist Richard Mühlfeld hat Johannes Brahms erneut zum Komponieren angeregt. Im Trio op.114 vereinen sich Klarinette und Cello auf besondere, sanfte Weise. Kantable Themen heben den warmen Klang der tiefen Klangregister hervor, „als liebten sich die Instrumente“ wie ein Brahms-Freund schwärmte. Dem wurden die Drei auf dem Podium im Refektorium der Alten Abtei auf intensive, vitale Weise gerecht.

Lang anhaltender Beifall, der wohl auch die neue künstlerische Leiterin der Kammermusiktage, Franziska Hölscher in ihrer Konzeption bestätigte. Bravo.

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