Stürmisches Erlebnis Blitz und Donner als Ouvertüre der Kammermusiktage im Zeltpalast

Merzig · Als sich das orkanartige Unwetter am Freitagabend über dem Merziger Zeltpalast ausgetobt hatte, ohne Schaden anzurichten, konnten Musik- und Theater-Chef Joachim Arnold und seine künstlerische Leiterin Franziska Hölscher aufatmen.

 Die Kammermusiktage im Merziger Zeltpalast warteten zum Auftakt mit Tenor Christoph Prégardien und dem Oberon Trio auf.

Die Kammermusiktage im Merziger Zeltpalast warteten zum Auftakt mit Tenor Christoph Prégardien und dem Oberon Trio auf.

Foto: Ruppenthal

Die Festivaleröffnung der Kammermusiktage war gerettet und, wie im Finale von Beethovens 6. Sinfonie, ergriffen „Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm“ die Verantwortlichen. Diese erste Soirée war voll und ganz Beethoven gewidmet, die, wie alle anderen Konzerte auch, aus der Alten Abtei in Mettlach in den Merziger Zeltpalast verlegt worden war, um unter Corona-Bedingungen Livemusik anbieten zu können. Denn „wir brauchen Musik um der Zukunft willen“ sagte Franziska Hölscher.

Der Veranstalter hat alles getan, um die Vorschriften einzuhalten und trotzdem ein ausgezeichnetes Musikerlebnis zu gewährleisten. Das Programm mit Volksliedvertonungen und Instrumentalem von Ludwig van Beethoven hatte Seltenheitswert und versprach Originelles. Garant für hohe Sangeskunst war der international gefragte Lied- und Oratorien-Tenor Christoph Prégardien, unterstützt vom Oberon-Trio mit Henja Semmler (Violine), Antoaneta Emanuilova (Violoncello) und Jonathan Aner (Klavier), für „Beethovens Eurovision“, mit kunstvoll arrangierten Volksliedern aus vielen europäischen Ländern. Mit der ihm eigenen lyrischen Eleganz, aber auch ausdrucksstark in der Interpretation der oft humorvollen oder leidenschaftlichen Texte, gelang es Prégardien mit seiner abwechslungsreichen Liedauswahl, ein breiteres Spektrum darzustellen, als es folkloristische Vertonungen meist zulassen.

Das Instrumentaltrio war ihm dabei virtuos kolorierender und mehr als nur stützender Begleiter. Mit den eingestreuten Variationen über „Ich bin der Schneider Kakadu“, Opus 121a und dem „Gassenhauer“-Trio Opus 11 präsentierten sich die jungen Musiker auch in ihrer Trio-Formation. Da war dann Beethovens Variationskunst über sehr simple Themen aus zeitgenössischer Unterhaltungsmusik in überaus durchsichtiger Spielweise zu bewundern, delikat in Szene gesetzt, mit dynamischer Weite und fein dosiertem Sentiment. Interpretationen, wie man sie sich subtiler, feinsinniger und homogener kaum vorstellen kann. Obwohl das Zeltrund mit viel schallschluckendem Textil ausgestattet ist, war das Klangergebnis im weiten Raum sehr befriedigend und machte diese Eröffnungs-Soirée zu einem an Raritäten und künstlerischer Spitzenleistung reichen Musikerlebnis. Bravo.

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