Mehr als 3000 Zuschauer Zeltfestival Saar: Johannes Oerding ging in Lebach auf Tuchfühlung mit dem Publikum (mit Fotos und Video)

Lebach · Vor mehr als 3000 Menschen spielte Johannes Oerding am Sonntag beim Zeltfestival in Lebach auf. Dabei stellte er den gewohnt engen Kontakt zum Publikum her – und versuchte sogar, ein Ex-Paar wieder zu verkuppeln.

Johannes Oerding beim Zeltfestival in Lebach - Bilder vom Konzert​
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Johannes Oerding beim Zeltfestival in Lebach - so war das Konzert

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Foto: Ruppenthal

Sonntagabend, kurz vor 22 Uhr: Nicht nur das Wochenende, sondern auch der Sommerurlaub geht für viele Saarländer zu Ende, morgen früh müssen die meisten wieder arbeiten und für die Kinder beginnt das nächste Schuljahr. Doch zumindest die rund 3000 Besucher des Zeltfestivals Saar in Lebach singen lautstark: „Ich will noch nicht nach Hause“. Mit dem Zugaben-Song neigte sich das über zweistündige Konzert von Johannes Oerding dem Ende. Und die Fans hatten getreu dem weiteren Hit des Musikers „An guten Tagen“ einen tollen Abend, bevor der Alltag am nächsten Morgen wieder rief.

„Die Leute sind wirklich hungrig, machen jeden Spaß mit und singen gerne“, lobte er im SZ-Interview sein Publikum. Und für dieses hatte der Musiker mit großen Entertainment-Qualitäten auch in Lebach einige hautnahe Überraschungen parat. Immer wieder sprach er einzelne Besucher persönlich an. Gleich zu Beginn seiner Show wollte er bei dem Song „So schön“ wissen, ob es Männer gibt, die heute nicht freiwillig hier seien. In der ersten Reihe fand er Oli, der seine Ex-Freundin nach Lebach begleitete: „Du kriegst den ganzen Abend Freibier“, versprach Oerding ihm und ergänzte schmunzelnd, dass dieser sechs Stunden gehen würde. Im Laufe seines Konzertes erkundigte er sich immer wieder, ob es für das frühere Paar denn vielleicht doch noch eine Chance gebe, dass sie wieder zusammen kommen. „Dann spiele ich auf eurer Hochzeit“, versprach er.

Oerdings Live-Shows leben von seinen Interaktionen mit dem Publikum. Um mal zu schauen, wer in den hinteren Reihen stehe, kletterte er von der Bühne, bahnte sich einen Weg durch die Menge und schüttelte fleißig Hände. Getreu seinem Hit „Anfassen“, der sich zu einem Art Pandemie-Song entwickelte hat, suchte er den hautnahen Kontakt zu seinen Fans und bekundete: „Das war eine Sache, die wir in dieser Zeit so sehr vermisst haben.“

Obwohl Oerding an diesem Abend bestens gelaunt war, sein Konzert sichtlich genoss und fleißig rockte, blieb das Thema „Corona“ aber nie außen vor. Wie Sandra aus Neunkirchen und ihre Clique hatten viele Besucher ihre Karten für das ursprünglich bereits für 2020 geplante Konzert lange an ihrem Kühlschrank hängen, bevor sie Oerding nun endlich live erleben durften. Und der betonte: „Hier in diesem Zelt zu spielen, war von Anfang an unser Plan A.“ Dann stimmte er seinen gleichnamigen Song an. Trotzdem sei es für Veranstalter nach wie vor schwierig, Groß-Konzerte auf die Beine zu stellen. Auch sein Auftritt war mit 3000 Besuchern nicht ausverkauft: „Die Branche hat immer noch Long-Covid“, sagte er.

Aber wie heißt es doch in seinem Lied „Ketten“, das er im ersten Lockdown geschrieben hat: „Ich breche aus, aus, aus ...“ Viele seiner Fans wollten den Abend nutzen, um mal wieder ein unbeschwertes Konzerterlebnis zu genießen: „Wenn wir nicht gekommen wären, hätten wir dies sicher lange bereut“, stand für Dieter Weidner aus Saarbrücken fest. Während seine siebenjährige Tochter Samira Oerding, an dem ihr ganz besonders seine Hüte gefallen, in Lebach zum ersten Mal live gesehen hat, ist Gaby aus der ersten Reihe schon seit zwölf Jahren ein Fan: „Wir werden zusammen alt“, sagte der Musiker grinsend.

Mit dem Ohrwurm „Alles brennt“ heizte er die ausgelassene Stimmung in dem Festzelt weiter an. Im SZ-Gespräch erinnerte sich Oerding dagegen an eine „kühle“ Anekdote zum Thema Saarland, die wohl nur die wenigsten kennen: „Ich hatte mal eine Freundin, die sich bei Peugeot in Saarbrücken beworben hatte.“ Er habe sie im tiefen Winter zu dem ehemals in der Landeshauptstadt ansässigen Autokonzert zu einem Vorstellungstag gefahren und im Auto auf sie gewartet: „Und dann ist die Heizung ausgefallen. Ich saß mit Decken bei Minus zwölf Grad oder so sechs Stunden auf diesem Parkplatz“, plauderte er.

Als eine seiner Zugaben hatte Oerding seine neue Single „Kaleidoskop“ im Programm. Der Song ist der Vorbote seines im November erscheinenden, siebten Albums „Plan A“, an dem er neben seinen Sommer-Shows noch arbeitet: „Deshalb sehe ich auch so müde aus“, sagte er im SZ-Interview und ergänzte: „Das war dieses Jahr wirklich gar nicht so einfach. Wir haben insgesamt 44 Konzerte auf der Uhr – so viel hat keiner in Deutschland gespielt. Und nebenbei habe ich mir noch auferlegt, ein Album zu machen. Das war schon eine extreme Belastung. Das würde ich so nicht nochmal machen.“

„Kaleidoskop“ solle daran erinnern, dass alles irgendwann vorbeigeht – auch die schweren Zeiten. „Ich bin ein Freund von Happy-Ends – sowohl bei der Musik als auch bei Filmen“, bekannte er. Ob es für Oli und seine Ex-Freundin aus dem Publikum nach Oerdings Konzert doch noch Happy-End für die Liebe gibt, blieb zwar offen. Aber vielleicht kann der Musiker dass ja dann bei seinem nächsten Konzert in der Region klären.

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