Das Ausstellungsprojekt „ReNatur“ in Schiffweiler Wenn der graue Stahl wieder grünt

Schiffweiler · Das Ausstellungsprojekt „ReNatur“ ist ab Samstag in der Grube Reden zu sehen.

 Joachim Ickraths Werk „Regionaler Strukturwandel“.

Joachim Ickraths Werk „Regionaler Strukturwandel“.

Foto: Joachim Ickrath

Was kommt, wenn Industrie nicht mehr genutzt wird? Wenn Bergwerke schließen und menschenleer zurück bleiben? Dann kommt die Natur zurück, bewächst und unterwandert die Ruinen. Diese Synthese aus Pflanzen und Stahl, aus Rost und bunten Blüten könnte man schon als Kunstwerk betrachten. Der Saarbrücker Ex-Galerist Werner Red­zimski („Galerie 48“) jedenfalls tut das und hat dazu, mit dem Saarbrücker Maler Jörg Munz, eine Ausstellung konzipiert: „ReNatur“ ist ab Samstag in der Halle Bergwerk Reden in Schiffweiler zu sehen. Das Konzept: Zehn Künstlerinnen und Künstler, je fünf aus dem Saarland und dem Ruhrgebiet, setzen sich mit der Rückkehr der Natur auseinander. Der Saarlouiser Werner Constroffer geht das Thema abstrakt an. In seinen verschlungenen Werken aus Malerei und Zeichnung kann man alte Halden entdecken, aus denen sich das Grün herausschält – muss man aber nicht. Die kann man bei Jörg Munz‘ atmosphärischen, manchmal abstrakten Naturbildern schneller erfassen; bei zwei Werken hat Munz mit André Mailänder zusammen gearbeitet, dem einzigen Fotografen der Ausstellung: Der sperrt sich gegen klassische Motive überwachsenen Stahls – er zeigt die Hässlichkeit der menschlichen Eingriffe, eine vernarbte, buchstäblich entwurzelte Natur. Rätselhaft lässt der Völklinger Joachim Ickrath abstrakte, organische Naturformen konstrastieren mit geraden Linien, geometrischen Mustern, Symbolen – Ausdruck für den Aufeinanderprall von Natur und menschlicher Technik? Die Frage könnte die Arbeit des fünften Künstlers von der Saar beantworten: Filmemacher Roman Redzimski, Sohn von Werner Redzimski, hat das Projekt für seine 100-minütige Doku begleitet, die Künstlerinnen und Künstler befragt und zeigt  einen atmosphärischen Reigen der Halden und Ruinen.

Und die Künstler aus dem Ruhrgebiet? Hugo Boguslawski malt feindetailliert die Struktur von Fossilien, Wasserflächen, auf denen Algen schwimmen und sich Fördertürme spiegeln. Matthias Brock malt die Kröte als Symbol der Re-Naturierung mit Farbenlust, während Min Clara Kim dreidimensional scheinende Bildobjekte erstellt: Blüten und Knospen auf weißem Grund, die man vielleicht nicht spontan mit alten Halden in Verbindung bringt. Lars Reiffers malt atmosphärische Unterwasserlandschaften gefluteter Stollen, während Elizabeth Weckes Vögel und Käfer sich durch farblich verfremdete  Industrieruinen bewegen lassen. Die Natur lässt sich eben nicht lange aufhalten.

Bis 10. Oktober. Vernissage: Samstag, 18.30 Uhr. Öffnungszeiten: montags, donnerstags, samstags und sonntags von 14.30 bis 18.30 Uhr. Der Katalog kostet 20 Euro, die Doku auf Blu-ray 15 Euro.
Infos: https://renatur.art

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