„Klein“ im Theater Überzwerg Eine Geschichte von Gewalt, kindgerecht erzählt

Saarbrücken · Die Premiere von „Klein“ im Kinder- und Jugendtheater Überzwerg war sehr gelungen. Im Dezember soll es wieder Termine geben.

 Bob Ziegenbalg mit seiner Hauptfigur namens „Klein“:

Bob Ziegenbalg mit seiner Hauptfigur namens „Klein“:

Foto: Uwe Bellhäuser

Mit der Premiere von „Klein“, der letzten vor dem erneuten Lockdown und den damit einhergehenden kulturbeschränkenden Maßnahmen, hat das Theater Überzwerg wieder einmal gezeigt, wie man ein eigentlich schweres Thema kindgerecht auf die Bühne bringt. Bereits während die letzten Zuschauer am Sonntag zu ihren Plätzen geleitet werden, sitzt Schauspieler Bob Ziegenbalg zu entspannter Klaviermusik Zeitung lesend auf seinem Stuhl neben einem Tisch. Als alle sitzen, schnappt er sich den alten Reisekoffer an seiner Seite und erklärt, dass in diesem alles drin stecke, was das heutige Stück brauche. Der Kern dieser Geschichte, die Ziegenbalg als alleiniger Puppendompteur aus seinem Koffer zaubert, ist Gewalt gegen Kinder.

Die Hauptfigur ist klein und heißt auch so: „Klein“. In seiner Kita hat es Klein gut. Zusammen mit den anderen Kindern, dem „Wusel“ und seiner Kindergärtnerin Frau Traulich (ein herrlich auf links gedrehter, sonnengelber Wollpullover mit Kulleraugen) erlebt er fröhliche, leichte Zeiten. Zuhause ist die Stimmung eine andere: Hier herrschen Zank und Streit. Klein erfährt Gewalt in Form von Ablehnung und Abwertung durch seine Eltern „Groß und Stark“, die am Liebsten in die Zeitung oder auf ihr Handy schauen und sich auch ansonsten herzlich wenig um ihn kümmern. Als es dann richtig schlimm wird, nimmt Klein seinen Mut zusammen und erzählt Frau Traulich alles. Und die hört zuerst zu – und handelt dann.

Genau wie die erfolgreiche Buchvorlage der Schwedin Stina Wirsén benötigt auch die Umsetzung als Puppentheater durch Regisseurin Elke Kremer keine großen Mittel: So wird aus Alltagsgegenständen wie einem Schemel ein Küchentisch, der alte Koffer wird zur Kita, ein Tischbügelbrett zu einer Rutsche. Die kleine Geschichte hat alles, um genauso bei Erwachsenen wie bei der eigentlichen Zielgruppe ab fünf Jahren zu punkten. Die sprechenden Namen der diversen Puppen schaffen für Kinder Assoziationsräume und zeigen den Erwachsenen die Machtverhältnisse auf.

Ziegenbalg spielt die von Jasmin Kaege knuffig gestalteten Puppen mit viel Gefühl, mal laut und mal leise, mal traurig und auch immer wieder mit viel Humor, so dass der um viel Eigenes erweiterte Text des Buches zusätzliche schöne und lustige Zwischentöne bekommt. Dass die erste Vorstellung von „Klein“ auch zugleich die vorerst letzte sein könnte, davon geht man beim Theater angesichts des Lockdowns aus. Ein wenig hofft man am Kästnerplatz noch darauf, dass man das Stück eventuell in Kindergärten aufführen darf. Immerhin: Für Anfang Dezember sind wieder einige Termine im Spielplan des Theaters eingetragen.
www.ueberzwerg.de

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