HfM Saar startet Festival Passage Saar und Mosel als Bühne für Jungkomponisten

Saarbrücken · Die Hochschule für Musik Saar stellt im Festival Passage junge Komponistinnen und Komponisten vor. Mit dem Theaterschiff Maria Helena werden die Konzerte in Saarbrücken, Trier, Schengen und Metz erlebbar.

  Auf dem Theaterschiff Maria Helena beginnt das Festival Passage am 18. Juni in Saarbrücken. Dann geht es übers Wasser zu den direkten Nachbarn.

Auf dem Theaterschiff Maria Helena beginnt das Festival Passage am 18. Juni in Saarbrücken. Dann geht es übers Wasser zu den direkten Nachbarn.

Foto: Sophia Schülke

Geht die Tür vom Konzertsaal zu Vorstellungsbeginn zu, bleiben Stimmen von Passanten und Verkehrslärm draußen. Damit die Musik drinnen zu 100 Prozent im Fokus steht. Diese Praxis will die Hochschule für Musik Saar (HfM) ab Freitag, 18. Juni, unterlaufen: Zwar nur kurzfristig, aber dafür gleich in vier Städten der Großregion – in Saarbrücken, Trier, Schengen und Metz. Dann findet das Festival Passage statt, das in allen vier Städten auf dem Saarbrücker Theaterschiff Maria Helena seine Bühne finden wird.

Geboten wird im Schiffsinnenraum Musik junger Komponistinnen und Komponisten von der HfM Saar. „Wir haben einen schwimmenden Konzertsaal, den wir überall mit hinnehmen“, sagt Arnulf Herrmann, Professor für Komposition, dessen Studenten das Festival bestreiten. Geboten werden Duette und Solostücke von Jieun Jeong, Olivia Artner, Oleksii Rybak, Tingting Pang und Hovik Sardaryan unter dem Reihentitel „Allein & zu zweit“, zum Teil zusätzlich durch Elektronik erweitert. Ausgeführt werden die Stücke von Interpreten der HfM Saar.

„Wir tragen mit dem Festival die wichtige zeitgenössische Musik nach außen“, berichtet Jörg Abbing, Prorektor der HfM Saar. Wichtiger denn je sei es, die neue Musik zu dem Zeitpunkt, in dem sie entsteht, vor Publikum erlebbar zu machen. Das Publikum erwartet dabei unterschiedliche Klangerlebnisse – Synthesizer und Geigensoli sowie Stücke, in denen eine Barockmandoline auf industrielle Klänge trifft oder eine Bassklarinette auf einen Goethetext. „Wir haben eine Brandbreite ganz unterschiedlicher Richtungen, und das bildet sich auch in meiner Klasse ab“, sagt Herrmann. Dazu kommt die Geräuschkulisse in Saarbrücken, die, angesichts der Stadtautobahn, noch sehr interessant werden kann – aber eben auch in Kauf und als zum Konzept zugehörig begriffen werden muss.

Los geht es am Freitag, 18. Juni, mit der Eröffnung und den Konzerten um 16 Uhr. Die Besucherinnen und Besucher erwartet dabei auch eine Videoinstallation. Diese trägt den erst einmal rätselhaften Titel „ISO 668“, und wird auch am Samstag und Sonntag noch zu sehen sein. Hinter dem Titel verbirgt sich eine Normbezeichnung für Stahlcontainer, wie sie millionenfach auf Containerschiffen auf den Weltmeeren unterwegs sind. Auf Stahlplatten, an den Innenwänden des Schiffs montiert, werden künstlerisch bearbeitete Bilder vom Warentransport projiziert. Mittels Körperschallwandlern wird die Schiffswand werden dabei in Schwingung versetzt.

 Das kosenlose Festival Passage bringt im Bauch des Saarbrücker Theaterschiffs Maria Helena zeitgenössische Musik und Installation zusammen. Wie es sich anfühlt, wenn Millionen von Containern und Waren jeden Tag transportiert werden sollen, macht die Videoinstallation ISO 668 erfahrbar.

Das kosenlose Festival Passage bringt im Bauch des Saarbrücker Theaterschiffs Maria Helena zeitgenössische Musik und Installation zusammen. Wie es sich anfühlt, wenn Millionen von Containern und Waren jeden Tag transportiert werden sollen, macht die Videoinstallation ISO 668 erfahrbar.

Foto: Gary Berger

Das alles im Bauch eines ehemaligen Frachtschiffs. „Mit dem Klang der Konzerte und dem Video der Installation sollen Strukturen des globalen Warenverkehrs aufgenommen und widergespiegelt werden, auch in der Idee, dass wir von Saarbrücken nach Trier, Schengen und Metz fahren“, sagt Herrmann. Für die Installation zeichnen Gary Berger, Leiter des Studio für elektronische Musik an der HfM Saar, und Olivia Artner, eine Studentin, verantwortlich. Die Installation kann von 11 bis 18 Uhr (am Samstag bis 21 Uhr) angeschaut werden. Sowohl der Besuch der Konzerte als auch der Installation ist kostenlos. Denn das Projekt der HfM findet im Rahmen des EU-geförderten Projekts Noé/Noah aus dem Interreg-Programm statt.

Vom Heimathafen Saarbrücken geht es dann weiter, das Theaterschiff lässt am 23. und 24. Juni in Trier Anker, bevor es nach Schengen (26. und 27. Juni) und nach Metz (29. Juni bis 4. Juli) weiterfährt, wo dann auch das Abschlusskonzert stattfindet Die Musiker reisen auf dem Land hinterher.

Bei der drei-Grenzen-übergreifenden Organisation des Festivals staunte das Team angesichts der verschiedenen, geltenden Corona-Verordnungen teilweise nicht schlecht. „In Metz sind diese am lockersten, dort kann zu 65 Prozent ausgelastet werden, das ist sehr, sehr viel“, sagt Christine Baus, Leiterin des Dezernats II der HfM Saar. Das hätte im Fall der Maria Helena eine theoretisch mögliche Besucherzahl von 70 bedeutet. „Da haben wir geschluckt, deshalb behalten wir auch in Metz unsere 30-Personen-Regelung von Deutschland bei“, sagt Baus. Ganz anders in Trier: Dort sind nach derzeitigem Stand strengere Regeln in Kraft, nach denen nur eine Handvoll Musikfans eingelassen werden könnte. Doch das Team hofft noch auf eine neue Verordnung in Rheinland-Pfalz, die ab dem 20. Juni, drei Tage vor dem Auftritt, Lockerungen für die Kultur versprechen könnte.

Weitere Informationen unter www.passage2021.eu, Kartenreservierung per Mail an info@hfm.saarland.de.

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