„Nur über Nacht in der Mediathek!“ Literaturprogramm des SR2 hitzig debattiert
Saarbrücken · Im Saarländischen Künstlerhaus ist am Donnerstagabend heftig über Literatur gestritten worden. Die Teilnehmer der Diskussion „Nur über Nacht in der Mediathek!“ tauschten zwei Stunden Argumente aus – mal sachlich, mal polemisch, mal überzeugend zum Thema, mal schienen sie auf Nebenschauplätze zu verweisen; es gab Momente, da klatschte ein Teil des Publikums unterstützend lauten Beifall, während der andere Teil mit einer Mischung aus Unverständnis und Peinlichberührtsein die Augenbrauen hob.
Der Verband deutscher Schriftsteller Saar (VS Saar) hatte zu der Diskussion geladen, um die vorrübergehende Verlegung von zwei Lesungen aus Gründen des Jugendschutzes in das Abendprogramm von SR2 zu thematisieren. Diese Verlegung wurde vor den mehr als 60 Gästen auch ausführlich besprochen, diente aber letztlich als Anlass für eine Grundsatzdiskussion. Der VS Saar, vertreten durch seinen Vorsitzenden Klaus Behringer, kritisierte eine Programmreform bei SR2 und monierte, dass der Anteil der Literatur um ein Drittel reduziert worden sei. Damit verbunden ein Schwund der Verdienstmöglichkeiten von Autoren, die Honorare für Studioauftritte erhalten. Unterhalter, Kulturmäzen, Weiterbilder – woran sich die Diskussion immer wieder rieb, waren unterschiedliche Ansprüche an die Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Kultursenders.
Während Behringer und Ralph Schock, ehemaliger SR2-Literaturredakteur, den Standpunkt vertraten, dass Literatur bei dem Sender zu gering geschätzt werde, erklärte Wellenchefin Ricarda Wackers, dass man bei SR2 die Literatur unverändert hochhalte und den Sender an neue Hörgewohnheiten anpasse. Aus dem Publikum gab es viele Meldungen, wobei Kulturschaffende und Mitarbeiter des SR die von Wackers vorgetragene Position zumeist teilten.