Konzert in der Gebläsehalle Neunkirchen Stings Gitarrist Dominic Miller begeistert auch mit Abba

Neunkirchen · Es müssen in der populären Musik ja nicht immer die Vokalisten im Vordergrund stehen wie etwa Phil Collins oder Sting. Einen großen Anteil am Erfolg haben schließlich auch diejenigen, die in der zweiten Reihe stehen und die Grundlagen für so manchen Hit schaffen.

 Dominic Miller, langjähriger Gitarrist an der Seite von Sting, scharte in der Gebläsehalle Neunkirchen weitere Top-Musiker um sich.

Dominic Miller, langjähriger Gitarrist an der Seite von Sting, scharte in der Gebläsehalle Neunkirchen weitere Top-Musiker um sich.

Foto: Sebastian Dingler

Einer von dieser Sorte ist der Gitarrist Dominic Miller, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Sting berühmt wurde. Aber auch für den schon erwähnten Phil Collins hat Miller Bleibendes geschaffen: Das markante Riff von Collins’ „Another Day in Paradise“ stammt von ihm. Von seiner schon 30 Jahre dauernden Zusammenarbeit mit Sting löst Miller sich dann und wann und geht mit einer eigenen Band auf Tour.

In der Neunkircher Gebläsehalle hatte er neben seinem langjährigen Bassisten Nicolas Fiszman aus Belgien noch drei weitere Hochkaräter dabei: Aus Argentinien, dort ist Miller übrigens geboren, stammt der versierte Bandoneon-Spieler Santiago Arias, der, ganz stolzer Südamerikaner, meist eine sehr ernste Miene machte. Den Marokkaner Rhani Krija kennt Miller von einer gemeinsamen Tour mit Sting; der in Köln lebende Percussionist war aber auch schon mal mit Bap in der Gebläsehalle. Eine weitere wahre Musikgröße bediente die Tasten und sang gegen Ende immer mehr: Mike Lindup studierte einst mit Miller an einer Londoner Musikschule und machte in den Achtzigern Karriere mit „Level 42“ – wo er immer ein wenig im Schatten von Bassist und Sänger Mark King stand.

Ein Gefühl, das auch Miller gut kennen dürfte. Als Lindup in Neunkirchen mehr und mehr die Aufmerksamkeit auf sich zog, meinte der Gitarrist sogar, es wäre ja toll, jemand Berühmtes in der Band zu haben, aber: „Vergiss nicht, es ist meine Show.“ Das war natürlich vor allem als Scherz gemeint, wie überhaupt der Humor eine große Rolle beim Konzert spielte.

Im ersten Teil wurde vor allem fürs Staunen gesorgt: Nämlich darüber, welche Ansammlung von Ausnahmemusikern Miller da um sich versammeln konnte. Er selbst ist ja weniger der umwerfende Sologitarrist als vielmehr der König des melodischen Riffs – man denke nur an Stings „Shape of My Heart“. Absteigende Melodielinien über interessanten Akkordverbindungen, das ist die Spezialität des 59-Jährigen, der im Übrigen aussah, als sei er gerade erst aufgestanden.

Die anderen Vier rissen das Publikum mit ihren spannenden und virtuosen Soli von den Sitzen. Gegen Ende mehrten sich dann die überraschenden Coversongs: Das fing an mit „A Day in the Life“ von den Beatles, setzte sich fort mit „Heart of Gold“ von Neil Young und landete doch tatsächlich bei „The Winner Takes It All“ von Abba. Vor allem als der grimmige Arias die Melodie übernahm, mussten die 350 Zuhörer schmunzeln. Man fragte sich allerdings, warum die Anwesenheit eines guten Sängers mit einer hohen Stimme (Lindup) nicht zu etwas mehr Sting im Programm führte. Nur bei einer der Zugaben, „Fragile“, vertrat der Level 42-Mann den Ex-Police-Sänger.

Eigentlich wäre der melancholische Song ein besinnliches Ende des Konzerts gewesen. Doch der Schalk saß Miller wohl im Nacken. So zitierte er am Ende von Fragile kurz die Habanera aus Carmen. Und plötzlich ging es mit „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees doch noch weiter. Instrumentale Weltklasse, wunderbare Melodien und Riffs, dazu eine gehörige Portion Humor – die Gebläsehalle erlebte einen großartigen und denkwürdigen Abend.

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