Wortgewandt in drei Sprachen Mundartpoet Lucien Schmitthäusler ist tot

Sarreinsming · „Min Nome isch Schmitthäusler, Vornome Lucien, gebor de 5. Februar 1935 in Saargemin unn doher isch mini Muttersproch es Lothringer Platt. Ich schriewe usserdem Franzeesch unn Hochdeytsch, mine liebteschte Frimdsprooche.“

 Lucien Schmitthäusler war im Lothringer Platt zuhause.

Lucien Schmitthäusler war im Lothringer Platt zuhause.

Foto: Iris Maurer

So stellte sich der große Poet Lucien Schmitthäusler, der am Montag im Alter von 85 Jahren gestorben ist, gerne vor: als Lothringer, der in drei Sprachen lebte, sich am wohlsten aber in seiner Muttersprache fühlte. Er liebte seine lothringische Heimat und verstand es wie kein anderer, ihren Charakter in ihrer ganz eigenen Sprache festzuhalten: „Wànn Juni ‘s Hau uff de Wies kocht/unn de Scherrmuss (Hamster) verdurscht im Loch,/Gewittre ruggle, dass es knall,/noh spiersch de se, die Urgewalt,/wu in dem Länche sin Sprooch sprächt…/ Noh wääsch de, was Lothringe hääscht.“ („Geborchehät“)

Aber Lucien war auch ein Mittler zwischen Sprachen und Kulturen. Er hat Werke von Villon und Alphonse Daudet, des Chilenen Neruda und des Armeniers Varoujan in sein Rheinfränkisch übertragen – und ganz viele seiner Prosa- und Lyriktexte im „Paraple“, der grenzüberschreitenden Literaturzeitschrift, veröffentlicht, wo er von Anfang an Redaktionsmitglied war, weil das Projekt ihm besonders zusagte.

Zusammen mit Jeanne Müller organisierte er „Lothringer Abende“ und war, nicht zuletzt wegen seines geistreichen Humors und seiner kritisch-satirischen Schlenker, auf Lesungen ein gern gehörter Gast. Er war im besten Sinne ein groß-regionaler Autor, der, auf der soliden Basis seiner Muttersprache, des Lothringer Platts, über die Grenze(n) poetisch zu agieren verstand. Eine umfangreiche Bibliographie (bis 2006) findet sich im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass.

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