Kunst Es zieht eine Kunstkarawane quer durch das Saarland

Saarbrücken · Die Künstlerin Leslie Huppert will mit einem Videoprojekt durch saarländische Gemeinden ziehen – Generalprobe war jetzt unter der Erde.

 Generalprobe der Projektion in der unterirdischen Burg des Historischen Museums Saar.

Generalprobe der Projektion in der unterirdischen Burg des Historischen Museums Saar.

Foto: Thomas Roessler

Die Kunst war in den vergangenen Wochen aus der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend verdrängt. Seit einigen Tagen haben Museen und Galerien wieder geöffnet. Doch die Besucher kehren nach der Pandemie nur zaghaft in die Ausstellungshäuser zurück. Für die Künstlerin Leslie Huppert ist das kein Grund, zu verzagen. Schon länger hatte sie die Idee, Kunst an Orten abseits der klassischen Häuser zu zeigen und damit die Hemmschwellen zum Erleben von Kunst zu senken. Sie kam auf die Idee, mit dem Auto über die Lande zu tingeln und abends Kunst als Projektion auf Häuserwände und Mauern zu werfen.

Nun ergreift sie die Gelegenheit: „Ich habe einige Freunde und Kollegen gefragt, ob sie dabei sein wollen und werde nun mit dieser kleinen Kunstkarawane durch das Saarland ziehen. Außerdem habe ich vor, das Projekt auf die Großregion auszudehnen, wenn die Pandemie sich weiter entschärft.“

Mehr als 20 Künstler hat Huppert überzeugt. Das Ministerium für Bildung und Kultur und der Regionalverband sagten die Übernahme der Kosten zu. Selbst ein Herzenswunsch konnte man Huppert erfüllen: „Alle Künstler werden ein kleines Ausstellungshonorar erhalten. Das war mir sehr wichtig.“ Für Peter Lupp, den Kulturreferenten des Regionalverbandes, ist das Unterfangen eine große Chance: „Das Projekt bietet die Möglichkeit, neue Optionen und Ideen zu entwickeln, wo und wie man Kunst zeigen kann.“

Zur ersten Präsentation luden Künstlerin und Regionalverband daher in die unterirdische Burg des Historischen Museums Saar unter dem Schlossplatz. Dort durfte Huppert in einer Generalprobe an drei Projektoren und einem Monitor die komplette Burg bespielen. Ein idealer Ort für eine solche Videoprojektion.

Kunst auf Wände projiziert – kann das funktionieren? Bei den Videoarbeiten ist das keine Frage. Neben Leslie Hupperts starken Videos „Milky Way“ und „Kali“ sind auch Arbeiten von Karen Ostrom (Kanada/USA) und Greta Mendez (London/Tobago) zu sehen. Wunderbar die Videoarbeiten mit den Performances von Gertrud Riethmüller, die einmal einen riesigen Felsen zu bewegen versucht, dann Stein auf Stein reibt. Beides passt ausgezeichnet auf die verwitterten Sandsteinwände der Burg. Grandios auch Claudia Brieskes „Stampfsymphonie“, die so ähnlich schon bei der jüngsten Landeskunstausstellung zu sehen war.

Aber auch Malerei und Zeichnung können überzeugen. Armin Rohrs Arbeiten werden lebendig, Dirk Rauschs Serigraphien sieht man in ganz neuem Licht, und Juliana Hümpfners mit breitem kurzem Pinselstrich gemalte Hände und Porträts entfalten ihre volle Wucht. Spannend sind auch die Arbeiten auf Papier, weil die Strukturen des Malgrundes mit dem Hintergrund verschmelzen.

In den nächsten Wochen will Huppert abends auf Reisen durch den Regionalverband und das Saarland gehen. Im Regionalverband Saarbrücken sollen vier bis fünf Videoprojektionen stattfinden, im gesamten Saarland mindestens zehn. Angedacht sind Riegelsberg, Sulzbach und die Burgruine in Köllerbach, außerdem Illingen und St. Wendel. Spannend wäre sicher auch eine Projektion in der Völklinger Hütte. An weiteren Ideen arbeitet Huppert mit ihrem Assistenten Henry Rohr noch. Es dürfte sich durchaus lohnen, die Installation an mehreren Orten zu sehen, denn Raum und Projektionsfläche bieten stets neue Reize.

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