Kammermusiktage Mettlach in Merzig Ein Fragezeichen im Merziger Zeltpalast

Merzig · Franziska Hölscher, Kit Armstrong und Ramón Ortega Quero waren zu Gast bei den Kammermusiktagen.

Franziska Hölscher, die Leiterin der Kammermusiktage Mettlach, ist eine Geigerin, die Eleganz mit technischer Virtuosität zu verbinden weiß. Ihre Stärke ist das klangvolle „mezza voce“. Ramón Ortega Quero, Solooboist des BR-Sinfonieorchesters, verzauberte mit schlankem, durch alle Lagen strahlendem Ton und brillanter Fingerfertigkeit. Für Pianist Kit Armstrong schien es am Sonntag bei den Kammermusiktagen im Merziger Zeltpalast keine technischen Schwierigkeiten zu geben. Wenn die Drei jedoch barocke Generalbass-Musik spielten, musste Freunden historischer Aufführungspraxis das Herz ein wenig bluten: Das Fundament einer gleichmäßig durchgängigen Basslinie wurde kaum erkennbar. Bei Bachs Violinsonate c-moll oder der Triosonate Es-Dur war das Klavier vor allem in den Allegri zu dominant. In Zelenkas Triosonate B-Dur oder einem Concert royal von Couperin wurde durch Lautenklänge imitierende Klavier-Arpeggien und Tongirlanden romantisches, meditativ faszinierendes  Flair suggeriert. Selbst bei großzügiger Beurteilung des Klaviereinsatzes blieb ein Fragezeichen.

Doch es gab auch Originales zu bewundern: Armstrong (28) hat als 15-jähriger Wunderknabe Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ für Violine und Klavier musikalisch illustriert. Dem kleinteiligen Beginn folgten langatmige, effektheischende  Passagen, die sich geschickt diverser Versatzstücke aus dem Werkzeugkasten zeitgenössischer Musik bedienten und dem Pianisten eine wahre Show abverlangten. In einer „Suite“ von Pavel Haas konnten Oboist und Pianist ihr ganzes technisches Repertoire ausspielen. In gemäßigt moderner Tonsprache standen neben gesanglichen Elementen vor allem expressive Dramatik und stürmischer Gestus.

Am eingängigsten war an diesem Abend Schostakowitsch: „Fünf Stücke“, für die Triobesetzung aus  Schauspiel-, Film- und Ballettmusiken zusammengestellt. Sie unterhielten tänzerisch, in tonaler Sprache, interpretiert in perfekter Trio-Balance. Reichem Beifall wurde mit der „Polka“ aus dieser Suite gedankt.

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