Zweites Theaterschiff Neue schwimmende Bühne für Saarbrücken

Update · Open-Air am Saarufer: Frank Lion (Compagnie Lion) hat ein zweites Schiff gekauft, es ergänzt das Angebot seines Theaterschiffes Maria Helena.

 Frank Lion mit seiner Maria-Helena. 2006 kaufte er die alte Peniche und baute sie für viel Geld zum Theaterschiff um.

Frank Lion mit seiner Maria-Helena. 2006 kaufte er die alte Peniche und baute sie für viel Geld zum Theaterschiff um.

Foto: Iris Maria Maurer

Im Corona-Sommer 2020 war die Idee ein Renner: Auf dem Schiffsdeck spielt die Musik, und die Zuschauer sitzen weit entfernt und unter Einhaltung der Abstandsreglen an Land. Frank Lion hatte sie, der Chef der Compagnie Lion, die seit 2007 auf dem Theaterschiff Maria-Helena zuhause ist. Acht Konzerte liefen in diesem Format am Saarbrücker Staden. Und wenn die Pandemie es zulässt, werden es 2021 noch mehr und dann auch aufwändigere Produktionen. Denn das Theaterschiff Maria-Helena, das unterhalb der Alten Brücke am Willi-Graf-Ufer liegt, bekommt Zuwachs. Besitzer Frank Lion hat ein zweites Schiff gekauft, eine „kleine Schwester“ für die Maria-Helena, wie er das ausdrückt, ohne den neuen Namen zu nennen. Klar ist: Auch das zweite Schiff wird ein „Mädchen“, sagt Lion, weil nun mal alle Schiffe einen weiblichen Namen trügen. „Queer“ denken geht da seiner Meinung nach nicht.

Die zweite schwimmende Spielstätte für Saarbrücken soll Mitte April eröffnet werden, direkt neben dem Theaterschiff Maria-Helena. Lion hat den Neuzugang, ein Arbeitsschiff (Prahm), bei Ebay entdeckt und in Magdeburg gekauft. Einen Motor hat das neue Schiff nicht, das man sich als großen flachen Schwimmkörper vorstellen muss; es misst 17,50 auf 4,50 Meter. „Es funktioniert wie ein Bei-Floß für die Maria-Helena“, sagt Lion. Die könne ihre „kleine Schwester“ seitlich mitschleppen, wenn die Compagnie Lion andernorts vor Anker geht.

Seit Mai 2007 gibt es nun schon ein Theaterschiff als besonderen Kultur-Ort in Saarbrücken, ein Schiff des Typs Peniche, das bereits 110 Jahre auf dem Buckel hat. 2006 erwarb Lion es als Spielstätte für seine Compagnie, ließ es renovieren und umbauen. Die Maria-Helena wird seitdem für Theater, Konzerte und Kino genutzt, Lion vermietet sie auch für Privatveranstaltungen.

„Uns war schnell klar, dass die Pandemie uns länger einschränken wird“, berichtet Lion. Deshalb schätzte er die neue Open-Air-Programm-Linie nicht nur als punktuelle Notlösung ein, sondern entdeckte ungeahnte Qualitäten. Unter anderem bemerkte er, wie „schwellenfrei“ der Zugang zur Kultur mit diesem offenen Format funktioniert: „Es läuft wie beim Straßentheater. Die Leute müssen nicht aufs Schiff hochkommen, sie kommen und gehen, wie sie wollen. Wir haben erstmals auch sehr viele Familien mit Migrationshintergrund erreicht, die abends am Staden spazieren gehen. Durch den Schiffs-Zukauf können wir dieses Angebot jetzt ausbauen.“ Ohne staatliche finanzielle Unterstützung wäre dies unmöglich gewesen. 90 000 Euro bekam die Compagnie Lion nach eigenen Angaben über das Bundes-Förder-Programm „Neustart Kultur“; der Eigenanteil habe zehn Prozent betragen. Lion berichtet von exzellenten Erfahrungen mit der Corona-Hilfe: „Wir hatten keine Begegnung mit einem Bürokratiemonster. Es war zwar sehr arbeitsintensiv, den Förderantrag zu stellen, aber alles andere lief schnell und angenehm, wir hatten professionelle Ansprechpartner.“ Für die schwimmende Bühne selbst musste Lion nur 30 000 Euro investieren, zusätzlich wurde eine Außenbestuhlung angeschafft, und auch die Maria-Helena erhielt eine Pandemie-Ertüchtigung, eine Aerosol-Reinigungs-Anlage.

Das neue Schiff kommt am 26. Februar in Saarbrücken an, wird um acht Uhr morgens am Ende des Bürgerparks an der RoRo-Anlage (Schwergutverladestelle) mit zwei riesigen Kränen auf die Saar gehievt – Die erste Open-Air-Inszenierung fürs Publikum 2021.

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