Bereits drei Primeurs-Stücke online Digitales Bühnenerleben für die Lockdown-Unterhaltung

Saarbrücken · Das Festival Primeurs findet diesmal online mit gefilmten Bühnenlesungen statt. Bereits zu sehen sind: „Versagen/Défaillances“, „France Fantôme/Phantomschmerz“ und das besonders entlarvende „Das Manifest einer jungen Frau“. An diesem Freitag folgt ein weiteres Video.

  Sieben für ein „Manifest einer jungen Frau“: Barbara Krzoska, Gregor Trakis, Nina Schopka, Lisa Schwindling, Silvio Kretschmer, Martina Struppek (v.l.).

Sieben für ein „Manifest einer jungen Frau“: Barbara Krzoska, Gregor Trakis, Nina Schopka, Lisa Schwindling, Silvio Kretschmer, Martina Struppek (v.l.).

Foto: Astrid Karger

„Das Manifest einer jungen Frau“ von Olivier Choinière ist die Art von Unterhaltung, die auf einen Lockdown vor Jahresende passt. Sieben Männer und Frauen steigen in ein Wortkarussell, in dem sie sich um den eigenen Bauchnabel drehen – und immer extremistischer werden. Die szenische Lesung des Stücks lässt sich auf der Internetseite des Festival Primeurs als Videomitschnitt verfolgen, die 14. Ausgabe des Festivals findet noch bis zur Preisverleihung am 8. Januar digital statt.

Die Protagonisten dieses Manifests, gespielt von Barbara Krzoska, Nina Schopka, Lisa Schwindling, Martina Struppek; Sébastien Jacobi, Gregor Trakis, Silvio Kretschmer, hauen sich Lebensphilosophien aus ihren Filterblasencredi um die Ohren. Das ist mal selbstbeweihräuchernd und inhaltsleer, dann panisch und verschwörerisch. Aber immer überzeugend, denn die Pseudotiefgründigkeit, die Zuspitzungen und die Trollerei kommen dem Zuschauer aus so mancher überhitzter Gesellschaftsdebatte bekannt vor.

Hier kann er Mäuschen spielen, sich amüsiert-erschrocken ertappen, die eine oder andere Floskel, auch schon mal benutzt zu haben. Es ist zwar dem Titel nach das Manifest einer jungen Frau, aber die Selbstbespiegelungen sind alters- und geschlechtsvariabel.

Die Organisatoren des Festivals für frankophone Gegenwartsdramatik stellen noch zwei weitere gefilmte Bühnenlesungen online. Ab diesem Freitag, 11 Uhr, ist „Et y a rien de plus à dire/Mehr gibt es nicht zu sagen“ von Thierry Simon als zweisprachige Lesung abrufbar, am 1. Januar folgt „Outrages ordinaires/Wutströme“ von Julie Gilbert. Bereits zu sehen sind „Versagen/Défaillances“ von Blandine Bonelli, „France Fantôme/Phantomschmerz“ von Tiphaine Raffier und eben „Das Manifest einer jungen Frau“. Die Videos stehen bis zum 15. Januar online.

www.festivalprimeurs.eu

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