Festival Loostik eröffnet Von der Schwierigkeit, mit zwei Sprachen zu jonglieren
Forbach · Mit der audiovisuellen Erzählung „Konversation“ wurde das deutsch-französische Festival „Loostik“ im Forbacher Le Carreau eröffnet.
Wir hören Tropfgeräusche. Sehen den Wasserspiegel einer Badewanne und zwei von Kinderhand manipulierte Enten. Sie unterhalten sich in einer unverständlichen Sprache, alles klingt wie „crinch, crunch, cranch“. Diesen Eindruck, dass er seine Umgebung nicht versteht und selbst nicht verstanden wird, hat der kleine Max oft. Zuhause, in der Schule – Max lebt im Zwiespalt. Und er spricht Kauderwelsch. Denn Max soll zweisprachig aufwachsen: Sein Vater ist Franzose, die Familie lebt auch in Frankreich; seine Mutter jedoch ist Deutsche und immer wieder wochenlang weg, um in ihrer Heimat zu arbeiten. Max fühlt sich von seiner Mutter im Stich gelassen und reagiert bockig. Wird er ihre Rechtfertigung annehmen und erkennen, dass Zweisprachigkeit auch Vorteile hat?
Davon handelt die audiovisuelle Erzählung „Konversation“, mit der am Dienstag „Loostik“, das deutsch-französische Festival für junges Publikum (bis 10. November), im Forbacher Le Carreau eröffnete. Die zweisprachige Produktion für Grundschulkinder ist eine Uraufführung im Auftrag von Loostik; koproduziert mit dem Le Carreau, wo auch die Texte von Profis und Laien eingesprochen wurden. „Konversation“ ist weder Theaterstück noch Spielfilm, auch kein herkömmlicher Zeichentrick: Es ist eine Abfolge von Zeichnungen (stehende und bewegte Bilder), die von Dialogen, Musik und Geräuschen untermalt werden. Und vielleicht ist es just diese Abstraktion, die junge Zuschauer zur Identifikation einlädt, indem sie durch Ankurbeln des Kopfkinos das Verständnis für Max‘ Befinden und die Probleme seiner Eltern weckt: „Cauchemar!“ (Albtraum) diagnostizieren einige kleine Franzosen richtig, als nur Max‘ dunkler Nachttisch zu sehen ist, akustisch illustriert von ersticktem Schnaufen.
Hinter der Produktion stecken die Compagnie Moon Palace und die O‘Brother Company, die sich zusammengetan haben, um mit bebilderten Klangstücken das Zuhören und die Freude an Sprache bei kleinen Zuschauern zu fördern. Und so ist die Leinwand für den durchaus didaktisch motivierten Beitrag auch nicht im großen Saal aufgebaut, sondern in einem mit Sitzkissen und Liegestühlen intimer gestalteten Nebenraum. Im Anschluss stellte sich hier Autor Rémy Barché zum Gespräch.
Zurück zu Max: Der revoltiert, indem er oft die Unterhaltung mit seiner Mutter verweigert. „Das Schweigen der Leidenden ist die Schlimmste aller Reden“, erkennt Max‘ rein deutschsprachiger Cousin, ein Opernregisseur. Als er im Haus der Familie wohnt, während er Mozarts „Zauberflöte“ inszeniert, freundet er sich mit Max an, macht ihn subtil zu seinem Französischlehrer und Dolmetscher – bis der Junge im sprachlosen Liebesgestottere von Papageno und Papagena seinen eigenen Konflikt erkennt und umdenkt.