Festival „Les Nuits“ am 11. und 12. Oktober Elegante Pop-Kunst auf dem Land

Saarbrücken/Hemmersdorf · „Ein gewagtes Experiment“ nennen die Veranstalter ihr Festival „Les Nuits“. Von Donnerstag bis Samstag gibt es Jazz, Pop, Singer-Songwriter-Kunst und Düster-Rock auf dem Land: in Hemmersdorf.

 Der Pianist Niklas Paschburg verbindet Melodien am Flügel mit atmosphärischen elektronischen Klängen. 2018 erschien sein Debüt-Album „Oceanic“, am Freitagabend spielt er daraus in der Kirche St. Konrad in Hemmersdorf.

Der Pianist Niklas Paschburg verbindet Melodien am Flügel mit atmosphärischen elektronischen Klängen. 2018 erschien sein Debüt-Album „Oceanic“, am Freitagabend spielt er daraus in der Kirche St. Konrad in Hemmersdorf.

Foto: Natalia Luzenko

Ambitioniert? Sicherlich. Überambitioniert? Das muss der Kassensturz nach dem Festival zeigen. Der Veranstalter Chris Burr nennt das Konzept von „Les Nuits“ jedenfalls selbst „ein gewagtes Experiment“. An zwei Festivaltagen, diesem Freitag und Samstag,  präsentiert er Jazz, moderne Klassik, Pop, Singer-Songwriter-Kunst, Elektronik, Düsterrock und auch Chorgesang in einem Programm, das einer hippen Großstadt Ehre machen würde – und das auf dem Land: in Hemmersdorf (Gemeinde Rehlingen-Siersburg). Spielorte dort sind die Kirche St. Konrad und der Jugendtreff Hemmersdorf.

„Les Nuits“ sind Teil eines größeren Plans – nämlich dem, aktuelle Musik jenseits des Mainstreams auf dem Dorf zu zeigen. Ein großes Festival soll 2020 in Hemmersdorf, wo der Veranstalter wohnt, steigen – in Zusammenarbeit von Burrs Firma Hotellonge, dem im Juni gegründeten Hemmersdorf Pop Förderverein (wir haben berichtet) und der Gemeinde Rehlingen-Siersburg. „Les Nuits“ ist ein Versuchsballon, wenn auch nicht der erste. Im September 2018 hatte Burr unter dem Motto „Internationale Künstler zu Gast im Dorf“ die US-Band Spain nach Hemmersdorf in den Tanzsaal des Gasthauses Gellenberg geholt, im Juni 2019 dann die US-Kollegen Loch Lomond – beides mit guter Resonanz. Das Festival 2020 soll eine große Sause mit eigenwilliger Musik werden, die, wie sich der Förderverin wünscht, „die kulturelle Vielfalt fördert und die Attraktivität für die ländliche Region des Saargaus steigert, der Gemeinde, des Saarlandes und der Großregion“.

In die Festivalplanungen wird sicher auch hineinspielen, wie gut nun „Les Nuits“ angenommen wird, die offiziell eigentlich erst am Freitag beginnen, aber am Donnerstag schon ein Konzert zum Aufwärmen bieten: Die US-Band Xixa bringt ihren psychedelisch angehauchten Rock, der sich auch bei südamerikanischer Tanzmusik bedient, um 21 Uhr in das Gasthaus Gellenberg.

  Hollie Fullbrook, Kopf und Stimme der Band Tiny Ruins.

Hollie Fullbrook, Kopf und Stimme der Band Tiny Ruins.

Foto: Hotellounge

Das Programm am Freitag beginnt heimelig regional: Ab 19 Uhr singt der Männergesangverein Liederkranz 1920 Hemmersdorf in der Kirche St. Konrad – unter anderem werden sich die 25 Stimmen Leonard Cohens „Hallelujah“ widmen. Danach musiziert der Vibraphonist, Jazzer und Komponist Pascal Schumacher, der jüngst die Philharmonie seiner Luxemburger Heimat ausverkauft hat. Rachael Dadd aus Bristol folgt, deren aktuelles Album „Flux“ ein trick- und wendungsreiches Kunstwerk ist zwischen Folk, Pop und vielen versponnenen Ideen. Den Konzertabend in der Kirche beschließt der deutsche Pianist Niklas Paschburg, der seine Arbeit an den Tasten mit  elektronischen Klängen verbindet. Um Mitternacht geht es dann hinüber in den Jugendtreff, wo die Saarbrücker Band Gemini One ihr enorm druckvolles, instrumentales Mini-Album „Per Aspera“ (wir haben berichtet) vorstellt.

Der Konzertabend am Samstag beginnt in der Kirche um 18 Uhr mit einer Band aus Neuseeland: Tiny Ruins spielen einen langsamen, dennoch spannungsreichen Folkpop, getragen von der wandlungsfähigen Stimme der Songwriterin Hollie Fullbrook.  Danach tritt Jazzer und Trompeter Sebastian Studnitzky mit Band auf, ein Musiker, der auch selbst Festivalmacher ist: von  XJazz in Berlin und den neuen „Resonanzen“ in Saarbrücken. Vielleicht findet er dafür ja in Hemmersdorf Inspirationen. Ihm folgt der Franzose Raoul Vignal mit englischsprachiger, sehr zarter Singer-Songwriter-Kunst.  Eleganter und melodienseliger Elektropop aus Hamburg beschließt dann den Abend in St. Konrad: mit dem Duo Hundreds aus Hamburg. Ab 23.30 Uhr treten im Jugendtreff The Glücks auf: Die Belgier könnten mit ihrem rumpeligen Garage-Punkrock den ersten Ermüdungserscheinungen entgegenwirken. Die Nacht beschließt dann DJ Hansi.

 Elektropop aus Hamburg: das Geschwisterpaar Eva und Philipp Milner alias Hundred.

Elektropop aus Hamburg: das Geschwisterpaar Eva und Philipp Milner alias Hundred.

Foto: Hotellounge

Wer an einem der Abende mal ein Konzert aussetzen will, für den gibt es die „Les Nuits Lounge“ am Freitag ab 17 und am Samstag ab 16 Uhr: im Gesellschaftsraum der Grenzlandhalle in Hemmersdorf, dem, wie der Förderverein hofft, „kleinen Dorf der großen Möglichkeiten“.

Karten: Abendkasse, übliche Vorverkaufsstellen und unter www.reservix.de. Infos gibt es unter: www.facebook.com/HemmersdorfPopFestival

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