Saar-Festival „Resonanzen“ „Wir müssen mit dem ‚worst case’ planen“

Saarbrücken · Das Saar-Festival „Resonanzen“ hat erste Künstlerinnen und Künstler bekannt gegeben – aber wer wo auftritt, muss sich Pandemie-bedingt noch klären.

 Jazzer Sebastian Studnitzky vom Festival-Leitungsteam.

Jazzer Sebastian Studnitzky vom Festival-Leitungsteam.

Foto: Studnitzky

Jener eitel Sonnenschein, der am Freitagnachmittag durchs Dach ins Theaterschiff Maria-Helena flutete, hatte schon etwas Symbolisches. Denn bei der Pressekonferenz des „Resonanzen“-Festivals ging es am Rande auch um dessen jüngste Finanzprobleme, die die Konzertreihe jüngst dunkel umwölkten. Von 130  000 Euro zugesagten, aber noch immer nicht ausgezahlten Fördermitteln des Landes hatte Festival-Ko-Leiter Sebastian Studnitzky kürzlich im SR berichtet. Und jetzt? Alles gut, beteuert Studnitzky.  „Und wir freuen uns, dass das Kulturministerium voll hinter uns steht.“

Corona, „das C-Wort“, wie Studnitzky sagt, macht  dem Festival das Leben schwer. Vom 1. bis 11. Oktober findet es statt, „und wir müssen mit dem ‚worst case’ planen – einer zweiten Welle“. Entsprechend flexibel müsse das Programm gestrickt sein. Und so kann Studnitzky zwar Künstlerinnen und Künstler nennen und auch Spielorte des Festivals – aber noch keine festen Termine und Orte. Klar ist, dass das Programm, das „jung, urban und grenzübergreifend“ sein soll, es in sich hat, auch wenn Studnitzky am Freitag nur 60 Prozent davon vorstellt.

       Der norwegische Trompeter Nils Petter Molvaer ist eine internationale Größe des Jazz.

Der norwegische Trompeter Nils Petter Molvaer ist eine internationale Größe des Jazz.

Foto: picture alliance / dpa/Balazs Mohai

Der norwegische Jazz-Trompeter Nils Petter Molvær ist vielleicht der größte Name des Programms mit enormer Bandbreite, die für Studnitzky durch Corona sogar noch etwas gewachsen ist: Da man ohnehin nicht die großen Hallen bespielen könne (und füllen müsse), könne man experimenteller zu Werke gehen. Wie etwa der Luxemburger Pianist Francesco Tristano, der sich zwischen Jazz und  zeitgenössischer Musik bewegt, oder das Duo Avi Avital/Omer Klein – hier begegnen sich Mandoline und Flügel, Jazz, Klassik und israelische Lieder. Klassik und Jazz verbinden sich auch beim Konzert der saarländischen, international erfolgreichen Pianistin Anny Hwang mit Bassist Greg Cohen, festes Mitglied in der Band von Woody Allen. Experimentellen A-capella-Pop verspricht der Auftritt der australischen Sängerin Kat Fankie mit sieben Kolleginnen; die Berlinerin Kid be Kid wird Hip-Hop mit Jazz kreuzen. Jazz gibt es auch beim Konzert des Soundtüftlers Chris Kaiser mit dem Rainbow-Trio um Martin Weinert, dessen Frau, die renommierte Jazzgitarristin Susan Weinert, im März gestorben ist. Aus Neunkirchen und aus Berlin kommt das Trio Komfortrauschen, das Techno spielt, live, analog, klangkonservenfrei.

Die Festivalleiter sind auch zu erleben: Trompeter und Pianist Studnitzky bietet mit dem Klarinettisten Sebastian Manz eine experimentelle Hommage an Leonard Bernstein. Festival-Ko-Leiterin Inéz Schaefer tritt mit ihrem Electropop-Duo „Ätna“ auf.

   Anny Hwang, im Saarland aufgewachsen, kommt zum „Resonanzen“-Festival.

Anny Hwang, im Saarland aufgewachsen, kommt zum „Resonanzen“-Festival.

Foto: Florian Thierer/FLORIAN THIERER

Wer nun wo auftreten wird, soll sich im August klären, wenn die Corona-Lage hoffentlich etwas übersichtlicher ist. Aber die avisierten Orte versprechen einiges: etwa die Halle des Senders Europe 1 in Berus, das Pingusson-Gebäude und das Schmuckstück La Gouvy in Freyming-Merlebach. Studnitzky: „Kaum ein Saarländer kennt diese wunderbare Halle, dabei ist sie nur 20 Kilometer von Saarbrücken entfernt.“ Bespielt werden ansonsten in Saarbrücken unter anderem das Studio 30, das Jules Vernes, das Terminus, die Johanneskirche, die Kettenfabrik und die Congresshalle – wohl bei den zwei geplanten Konzerten mit der Radio Philharmionie. Geplant sind auch zwei, drei Clubnächte mit Techno, aber gerade diese Termine sind laut Studnitzky wackelig. „Jazz oder Klassik mit Abstandsregeln geht noch – aber bei Techno passt das nicht.“

Bevor die „Resonanzen“ im Oktober starten, will das Festival noch einige „Satelliten“-Vorab-Konzerte platzieren, um das gute Wetter auszunutzen, bei dem man an der frischen Luft spielen und den Corona-Viren möglichst ausweichen kann. Das nächste Satelliten-Konzert ist an diesem Sonntag: Mit drei Bands an Bord fährt das Theaterschiff ab 12 Uhr (bis 21.30 Uhr) von Saarlouis über Völklingen zurück nach Saarbrücken und fungiert dort jeweils als Bühne am Ufer der Saar. Es spielen: Katharina Ernst, Storky Bones und The Rodeo. Und sonnig soll es auch sein.

Informationen und Zeiten:
www.resonanzenfestival.de

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