Musikfestspiele in Merzig The King’s Singers – immer noch das Eichmaß für A-cappella-Gesang

Merzig · Wäre bloß jede Rechnung so simpel: Sechs edle Einzelstimmen addieren sich zu einem exquisiten Ensemble. Bei den King’s Singers fügt es sich so klar. Was mal als bessere Studentenlaune begann – am King’s College in Cambridge ging’s 1968 los – entwickelte sich rasch zum Eichmaß für a-cappella-Formationen.

Und ist es noch. Obwohl die heutigen King’s Singers von der Erstbesetzung gern mal als den „Urvätern“ reden, das Ensemble längst komplett erneuert wurde, bewahrte man hörbar doch den Spirit der „Ahnen“. Der beruht auf enormem Anspruch im Repertoire, das sich vom Barock bis ins Zeitgenössische spannt, und einer perfekten Balance der Sänger. Wie lange man wohl sieben musste, bis diese Stimmenkollektion beisammen war?

Dank der Musikfestspiele Saar waren die Briten am Sonntag in Merzig zu Gast. In der ausverkauften Kirche St. Peter. Die ist ein romanisches Juwel, aber auch mit Hall im Überfluss gesegnet. Für das Sextett war das jedoch keine Herausforderung. Das ideal gewählte geistliche Programm mit seinen getragenen Tempi schmiegte sich geradezu zwischen die Kirchenmauern. Wie das Sextett etwa Duruflés „Notre Père“ zum innigen Gebet formte – grandios. Und in Bob Chilcotts „Thou, my love, art fair“ türmten sie über einem festen Bass-Fundament feinen Silberglanzklang. Einfach bravourös. Dass diese Weltreisenden der Musik dann auch noch, very charming, in Deutsch durchs Programm führten, nimmt noch mehr für sie ein.

Allerdings bringt soviel nobler  Wohlklang, fördern die ständigen zur (Über-)Perfektion veredelten Glissandi auch eine gewisse Ermattung. Da war es erfrischend, dass die Kingsmen nach der Pause sich zwar erst mit dem Luther-Lied „Eine feste Burg“ nochmal vor dem deutschen Publikum verneigten, es dann aber mit Jazz und Beatles-Titeln etwas lässiger nahmen. Das geht diesen Alleskönnern ja auch glänzend über die Lippen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort