Die fantastischen Vier überzeugen mit Leidenschaft und Energie
Fraglos nicht an der Qualität der Hip-Hop-Heroen. Die überzeugten nach ihren Shows 2018 in St. Wendel und 2019 bei Rocco del Schlacko einmal mehr mit ihren intelligent-getexteten Liedern: pointiert, nachdenklich, emotional und musikalisch höchst variabel unterlegt. Dazu versprüht die vierköpfige Mittfünfziger-Combo mitsamt ihren fünf musikalischen Unterstützern wie gewohnt vom ersten Moment an Energie und Leidenschaft, die die Fans ansteckt und die rund 100-minütige Show wie im Flug vergehen lässt.
Fanta 4: Michi Beck, Smudo und Thomas D. ruhelos auf der Bühne
Mit einer Helium-verfremdeten Stimme startet Smudo im Auftaktsong „Pipis und Popos“. Da sitzen er und seine Sänger-Kollegen Michi Beck und Thomas D. noch gemütlich in Reihe auf ihren Hockern. Nur beim chilligen „Tag am Meer“ und „Mehr nehmen“ lassen sie es später nochmal derart ruhig angehen. Sie erobern die Bühne stets aufs Neue, wedeln sich mit Shirts Luft zu, hüpfen mit Megafon in der Hand rückwärts umher. Während auf der Leinwand das Bandlogo leuchtet, stachelt Michi Beck die Besucher immer wieder an: „Geht da noch ein bisschen mehr?“ Und es geht immer.
„Hätte jeder von uns einen Menschen wie in dem Song, die Welt wäre nicht verloren“, moderiert Thomas D. das Liebeslied „Gott ist mein Zeuge“ an, das trotz aller Bedeutungsschwere nicht schnulzig daherkommt. Überhaupt: Wie viele Fanta-4-Lieder schon beinahe Kulturgut sind, wird einem beim Hören ständig bewusst: „Einfach sein“ etwa. Oder „Ernten, was wir sähen“. Ganz zu schweigen von den Klassikern „Der Picknicker“, „Troy“, „MfG“, „Sie ist weg“ oder „Die da?!“, mit dem 1992 alles richtig begann.
Fanta 4 erinnern an Toni Kroos und Clueso
In die Ansagen streuen vor allem Beck, D. und Smudo Erinnerungen an das Saarland ein. „Dibbelabbes“ schnappt man da auf, „Schlacko“, und St. Wendel. Bei dem Konzert sei „Zusammen“, die Gemeinschaftsarbeit mit Clueso erst zum Hit geworden, erläutert Beck. Zur Erinnerung: Als das diesmalige Abschlusslied 2018 erklang, übertrug es die ARD live. Toni Kroos hatte erst zehn Minuten vorher die Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Russland mit seinem 2:1-Freistoßtor gegen Schweden im Turnier gehalten. „Wir sind zusammen kroos“ wurde zur Zeile eines legendären Konzertabends.
So erinnerungswürdig war der Auftritt diesmal nicht. Was manchem fehlte, das waren auch frische Hits. Ihr jüngstes Album „Captain Fantastic“ ist ja auch schon von 2018. Aber dass die Arbeiten an einer neuen Studio-Platte inzwischen vier, fünf Jahre dauern, hatte Michi Beck im Vorabinterview verraten.
Für den vielleicht schönsten, da spontansten Moment sorgten indes die Besucher selbst. Als die Fantas erklärten, vor nunmehr fünf Tagen ihren 34. Bandgeburtstag gefeiert zu haben, gab es ein Geburtstagsständchen in der Abenddämmerung. Und auch die Zaungäste intonierten mit.