Kultur in der Quarantäne Lehre für Hobbytherapeuten

Er vermeidet es grundsätzlich, Hände zu schütteln. Und kommt ihm doch mal jemand zu nahe, schreit er sofort hektisch „Tuch! Tuch!“. Worauf ihm seine leid geprüfte Assistentin flugs eins aus der stets griffbereiten Box reicht.

Die 125 Folgen von „Monk“ reichen für eine mittellange Quarantäne
Foto: SZ/Robby Lorenz

Er meidet Schmutz und Keime wie der Teufel das Weihwasser. Aber gleichzeitig ist er so unterhaltsam, dass man ihm stundenlang zuschauen kann. „Monk“, der geniale Detektiv mit den eine Million Macken, ist der ideale Begleiter für diese Corona-Zeiten.

Die US-Fernsehserie aus den Anfängen des Jahrtausends ist perfekte Unterhaltung für Leute, die gern Krimis mögen, aber nicht so gern zu viel Grusel, Grausamkeit und Blutlachen sehen. Monks Fälle sind immer ein bisschen vertrackt. Da wird nicht einfach nur jemand erschossen. Da gilt es, gegen oft ziemlich schlaue Mörder zu bestehen. Die Auflösung ist dann – zumindest für Monk-Neulinge – oft sehr verblüffend. Wenn man den Mann mit den immer gleichen Anzügen eine Weile kennt, errät man aber manchmal etwas. Allerdings nicht immer, zum Glück.

Zudem sind die Hauptfiguren so schrullig liebenswert, dass man auch ohne Mord wahrscheinlich mit Vergnügen zuschauen würde. Die Sitzungen mit seinen Therapeuten sind skurrilste Lehrstunden für alle, die sich gern mal in Küchenpsychologie versuchen. Monks Kollegen sind Archetypen und trotzdem weit weg von Scherenschnitt. Allen voran der herrliche Part des naiven, selbstüberzeugten Lieutenant Randy Disher, der ein perfektes Gegenbild zum phobisch-verklemmten, aber genialen Monk abgibt. Was für eine Buffo-Rolle!

Das Allerbeste an „Monk“ aber ist: Zwischen 2002 und 2009 wurden 125 Folgen gedreht. Das reicht für eine mittellange Quarantäne. Und hat dazu etwas wunderbar Entschleunigendes: In Monks Welt gibt es nämlich kaum Computer und natürlich noch kein Smartphone. Da ist alles so schön altmodisch, dass man darüber glatt vergessen kann, was Corona ist. Eines übrigens muss man auch sagen: Es gibt immer mal Folgen, in denen man Monk eine Zeitlang nicht leiden kann. Er ist in diesen Filmen oft völlig gefangen in seiner Angst nur um sich selbst. Vor lauter panischer Selbstsucht lässt er dann seine Freunde im Stich und ist unfähig, zu erkennen, dass er sie damit auch mal in Gefahr bringt. Monk fängt sich in solchen Situationen dann immer wieder. Hoffen wir, dass das auch für alle Leichtsinnigen da draußen gilt, die immer noch Corona-Partys feiern.

„Monk“ gibt es als DVD-Box mit allen Teilen für 40,99 Euro. Aber, wer streamt, findet die Serie auch bei Amazon prime oder Google Play etc.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort