Epidemie in der Kunst Dichter zwischen Pest und Cholera

Saarbrücken · Pandemien wie jetzt die Corona-Seuche zwingen Menschen in Ausnahmesituationen, bringen auch das Beste und das Schlechte in ihnen zum Vorschein. Darum fordern sie auch Künstler heraus. Camus’ „La peste“ und Thomas Manns „Tod in Venedig“ sind nur zwei berühmte Beispiele.

 Kunst und Corona: In Bellinzona, Hauptstadt des Schweizer Kantons Tessin, hat ein Schmuckladen eine Nachbildung eines „David“-Kopfes  von Michelangelo mit einem Mundschutz dekoriert.  Das Tessin, in direkter Nachbarschaft zur italienischen Krisenregion Lombardei, ist in der Schweiz besonders stark vom Coronavirus betroffen.

Kunst und Corona: In Bellinzona, Hauptstadt des Schweizer Kantons Tessin, hat ein Schmuckladen eine Nachbildung eines „David“-Kopfes  von Michelangelo mit einem Mundschutz dekoriert.  Das Tessin, in direkter Nachbarschaft zur italienischen Krisenregion Lombardei, ist in der Schweiz besonders stark vom Coronavirus betroffen.

Foto: dpa/Christiane Oelrich

Nein, immun war und ist auch die Kunst nie gegen die große Seuchen. Im Gegenteil: Summiert man mal grob allein das Literarische, scheint die Ansteckungsgefahr am Schreibtisch sogar besonders hoch. Thomas Mann (1875-1955), dieser ewige Kränkler, der schon mit diversen Unpässlichkeiten ganze Tagebuch-Strecken zu füllen vermochte, suhlte sich beim Dichten geradezu im Moribunden. Ob nun auf dem „Zauberberg“, wo er die Schwindsucht blühen ließ bis hin zu seiner Form des erotischen Exzesses, dem Austausch von tuberkulösen Röntgenbildern, oder in seinem pandemischen Meisterwerk „Tod in Venedig“. Die Lagunenstadt wird darin von der Cholera gepackt, während der alternde Dichter Gustav von Aschenbach unter der verbotenen Leidenschaft für den bildschönen Jüngling Tadzio leidet – bis ihn der Seuchentod von dieser Liebesqual, fast gnädig schon, erlöst.