Festival Das sizilianische Finanzierungs-Modell

Homburg/Favignana · Der Wahl-Homburger Giuseppe Scorzelli organisiert in Süditalien ein Musik-Festival, das er auch als Blaupause fürs Saarland sieht.

 Ein Blick aufs Festival

Ein Blick aufs Festival

Foto: Festival

Ihn schon als Saarländer zu bezeichnen, wäre wohl doch kühn. Immerhin, drei Jahre lebt der Pianist und Festivalmacher Giuseppe Scorzelli mittlerweile in Homburg, der 48-Jährige arbeitet hier als Musiktherapeut. Und sein Deutsch? Quasi correntemente, also fließend. „Ei jo“, sogar ein paar Sedimente Saar-Idom blieben bereits hängen. Der gebürtige Römer lebt eben gern hier.

 Giuseppe  Scorzelli

Giuseppe Scorzelli

Foto: Scorzelli

Aktuell allerdings ist er mal wieder in seiner alten Heimat, auf Favignana, einem Inselchen vor Sizilien, wo er seit Jahren erfolgreich das Festival Florio organisiert. Bis Sonntag (23. Juni) läuft dies noch. An beeindruckenden Schauplätzen wie einem ausgedienten Steinbruch, meist unter freiem Himmel, kommen alles in allem 10 000 Besucher zusammen – um Klassik, Jazz, traditionelle sizilianische Lieder zu hören, aber auch, um Autoren zu lauschen. Und das Beste daran: „Niemand muss Eintritt zahlen“, sagt Scorzelli. In Italien seien viele Sommerfestivals kostenlos fürs Publikum. Öffentliche Förderung und Sponsoren müssen ihm daher das Geld bringen. Vor allem aber zeigten die Musiker Entgegenkommen, so der Direttore Artistico. Mehr als Mini-Gagen seien nicht drin. Viele Künstler nutzten ihren Auftritt aber, um noch ein paar Tage Urlaub auf der Insel zu machen, so der Festivalmacher. Und die Hotellerie ziehe mit, biete gratis oder gegen kleines Geld Quartier, weil die Künstler ja auch viele zahlende Gäste locken. Ein bisschen was von diesem Finanzierungsmodell  hofft Scorzelli auch aufs Saarland übertragen zu können. Denn nichts würde er lieber machen, als auch hier ein Festival mit italienischer Kultur zu organisieren. Bislang hat er mit dieser Idee zwar erfolglos an diverse Türen geklopft. Aber, er sei hartnäckig, verspricht Scorzelli, und ist überzeugt, dass man auch mit der touristischen Sogkraft des Saarlandes bei Künstlern wie Publikum punktet.

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