Hören statt sehen Hören, wie die Ermittler arbeiten

Saarbrücken · Der vom SR produzierte ARD Radio Tatort „Über die Dörfer“ war Thema einer unterhaltsamen Diskussion im Lesecafé der Stadtbibliothek.

 Im Lesecafé von links: Autor Erhard Schmied, Bibliotheksleiter Gerald Schleiwies und Anette Kührmeyer, Leiterin der SR-Hörspielredaktion

Im Lesecafé von links: Autor Erhard Schmied, Bibliotheksleiter Gerald Schleiwies und Anette Kührmeyer, Leiterin der SR-Hörspielredaktion

Foto: Kerstin Krämer

Handelt das Hörspiel wirklich von der zunehmenden Verödung der Dörfer? Oder geht’s nicht eher um verödete Seelenlandschaften? Darüber diskutierte das Publikum unter anderem im gut besuchten Lesecafé der Saarbrücker Stadtbibliothek: Im Rahmen der Hörperspektive von SR 2 KulturRadio wurde hier der neue, vom SR produzierte ARD-Radio-Tatort „Über die Dörfer“ (Regie: Matthias Kapohl) vorgestellt. Geschrieben hat ihn Erhard Schmied. Der studierte Psychologe, Jahrgang 1957, lebt und arbeitet in Saarbrücken und verfasst TV-Drehbücher, Theaterstücke, Lyrik, Prosa und Hörspiele.

Der Radio-Tatort ist ein deutschlandweit gesendetes Gemeinschaftsprojekt der ARD-Rundfunkanstalten: Alle Sender produzieren jeweils selbst Beiträge und strahlen auch die Folgen der anderen Anstalten aus. Im vergangen Jahr feierte die Hörspielreihe bereits ihr Zehnjähriges; der SR steuert eine Folge jährlich bei und schickt seit einigen Jahren das feste Ermittler-Team Amelie Gentner und Michel Paquet los – als Kriminalisten der Mordkommission Saarlouis, an deren Fällen sich Erhard Schmied und Madeleine Giese als Autoren im Wechsel abarbeiten. Schmied schickt die beiden nun rund um einen Saarlouiser Supermarkt auf Spurensuche und legt dabei einen ungewöhnlich psychologischen Krimi vor, bei dem etwa immer wieder innere Monologe einer traumatisierten Ehefrau aufscheinen.

Gentner und Paquet haben feste Sprecher: Beiden leihen mit Brigitte Urhausen und André Jung Luxemburger Schauspieler ihre Stimme. Die Kenntlichkeit von Stimmen beziehungsweise die Tauglichkeit eines Mimen als Hörspielsprecher war denn auch einer der Punkte in der nachfolgenden engagierten Diskussion mit den Zuhörern. Hier herrschte etwa konsterniertes Erstaunen darüber, dass man ausgerechnet den illustren Devid Striesow partout nicht erkannte. Wobei die Verpflichtung Striesows garantiert nichts mit dessen Rolle als SR-Fernseh-Tatort-Kommissar zu tun habe, beteuerte Moderatorin Anette Kührmeyer, Leiterin der SR-Hörspielredaktion: Striesow sei einfach ein sehr versierter und, wie hier deutlich wurde, wandlungsfähiger Hörspiel-Interpret. Weiteres Thema war die Tendenz, dass die eigentliche Handlung von Krimis oft hinter der Darstellung gesellschaftlicher Probleme zurücktrete; die Musik Stefan Scheibs, der das Ganze mit Kontrabass und Akkordeon untermalt hat, wurde kontrovers aufgenommen. Zum Lokalkolorit: Die Kommissare sprechen hochdeutsch, nur das Umfeld parliert Mundart – allerdings eher ein Behelfssaarländisch: Der Tatort müsse ja bundesweit verständlich sein, argumentierte Kührmeyer. Wie meinte dazu Gerald Schleiwies, Leiter der Stadtbibliothek: „Radio hat keine Untertitel.“

Der ARD-Radio-Tatort „Über die Dörfer“ wird an diesem Sonntag, 19. Mai, 17.04 Uhr in der „HörspielZeit“ von SR 2 KulturRadio ausgestrahlt. Download über sr2.de/hoerspielzeit oder die ARD-Audiothek.

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