Museen im Saarland Saar-Museen öffnen später als erlaubt

Saarbrücken · Die meisten Saar-Museen bleiben wohl noch bis 15. Mai geschlossen. Warum, erklärt der Saarländische Museumsverband.

 Bald ist sie nicht mehr nur digital erlebbar: die viel gelobte Ausstellung italienischer Meister in der Saarbrücker Alten Sammlung.

Bald ist sie nicht mehr nur digital erlebbar: die viel gelobte Ausstellung italienischer Meister in der Saarbrücker Alten Sammlung.

Foto: Oliver Dietze

Vor kurzem wirkte es so, als scharrten die hiesigen Museumsdirektoren ungeduldig mit den Hufen, um endlich wieder öffnen zu können. Am Montag nun war der seit über 14 Tagen ministeriumsintern kommunizierte Tag X. Unglücklicherweise fiel er auf den üblichen Schließtag saarländischer Ausstellungs-Häuser. Doch auch am heutigen Dienstag dürfte nach Einschätzung des Saarländischen Museumsverbandes kein einziges Museum im Land die Türen aufschließen. Verbands-Geschäftsführer Rainer Raber hält einen anderen Termin für mehrheitsfähig: den 15. Mai.

Dann nämlich habe man zwei Tage Vorlauf bis zum Internationalen Museumstag am 17. Mai, könne ein wenig Routine entwickeln. Raber: „Der 17. Mai, ist eine Art Stichtag, spätestens bis dahin wollen die meisten startklar sein.“ Selbst kleinere Heimatmuseen hätten diesen Ehrgeiz. Aus Neunkirchen hört man derweil, dass die Städtische Galerie, eines der wichtigen Museen im Land, sogar noch länger warten wird, bis 30. Mai. (K)ein Einzelfall?

Raber erklärt die allgemeine Verzögerung mit der „Rechtsunsicherheit“, die viele Museen hätten, weil wiederum ihre Träger, meist Kommunen, auf die offizielle Bekanntmachung der neuen Rechtsverordnung gewartet hätten. Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass sich viele Museen frühestens auf den 17. Mai fokussieren. Gestern preschte zumindest der erste größere Tanker, das Historische Museum Saar, offiziell vor: Neustart nach Corona am 15. Mai. Auf SZ-Nachfrage bestätigte auch das Weltkulturerbe Völklinger Hütte diesen Termin: „Wir bereiten uns auf diesen Tag vor“, erklärte ein Sprecher. Und die Interims-Museums- und Kunst-Vorstands-Chefin der Stiftung Kulturbesitz, Kathrin Elvers-Svamberk, kündigte ebenfalls an, alle Stiftungs-Standorte am 15. Mai wieder zugänglich zu machen. Einzige Ausnahme könnte das Römermuseum „Villa Borg“ in Perl-Borg sein, meinte sie.

Also werden ab 15. Mai die Saarbrücker Moderne Galerie, die Alte Sammlung am Saarbrücker Schlossplatz, das Museum für Vor- und Frühgeschichte und das Deutsche Zeitungsmuseum in Wadgassen in eine „neue Normalität“ wechseln. Die sieht so aus: Besucher müssen ihre Masken mitbringen, neue Rundgänge werden ausgewiesen, die den Wechsel zwischen Räumen unmöglich machen, auch wird die Desinfektions- und Reinigungs-Frequenz (Handläufe, Schließfächer) erhöht. Online-Ticket-Vorbuchungen, wie sie Hotspot-Museen in anderen Großstädten vorgesehen haben, soll es vorerst für die Stiftungs-Museen nicht geben. So ungewohnt und fremd wird die neue Corona-Museums-Welt hier zu Lande also gar nicht sein.

Allerdings ist fraglich, ob die Menschen das Museumsangebot so stark annehmen werden, wie man vermuten würde. Sind wir nicht ausgehungert nach Kulturerlebnissen? Eine gewisse Skepsis pflegt da der Direktor des Historischen Museums Saar Simon Matzerath: „Ich rechne mit einem dezenten Andrang“, sagte er der SZ. Die Menschen hätten in Corona-Tagen ihre Spontaneität abgelegt, die zu Museumsbesuchen motivierte, der Spaßfaktor sei zudem durch die Mundschutz-Pflicht im Museum minimiert. Rund 15 000 Besucher habe Corona das Historische Museum Saar bisher gekostet. Da keine Gruppen mehr geführt werden dürfen, hat er die Erwartungen selbst für den kostenfreien Museumstag auf etwa 200 runtergeschraubt; im vergangenen Jahr brachte der noch 958 Gäste.

Auch in Matzeraths Haus ändert sich für Besucher weniger als erwartet: Die Öffnungszeiten des Museums bleiben unverändert, die Besucherzahl pro Raum wurde auf acht reduziert, in die unterirdische Burg dürfen 15 Menschen zusammen rein. Außerdem gilt, wie überall, ein Mindestabstand von 1,5 Metern. Das ist dann wohl eine Corona-Optimierung: Museen ohne Drängelei.

Doch warum öffnet Matzerath erst zehn Tage später als erlaubt? Befand sich sein Museum, wie mancher Kritiker in Bezug auf alle Museen spitz vermerkte, im gemütlichen Corona-Nickerchen? Das Frankfurter Städel Museum, wahrlich ein schwerer zu bewegender Dampfer, geht schließlich auch schon heute wieder auf Besucherfahrt. Matzerath kontert mit dem Hinweis, man habe sich mit der Stiftung Kulturbesitz, deren Alte Sammlung und dessen Museum für Vor- und Frühgeschichte ebenfalls am Schlossplatz liegen, abstimmen wollen, um Besucher nicht zu irritieren. „Uns war ein einheitliches Vorgehen wichtig. Wir wollten einen sauberen Start hinlegen“, sagt er. In der Stiftung jedoch müssen laut Matzerath Corona-Konzepte wegen der verschiedenen Standorte kompliziertere Abstimmungswege nehmen.

Was sagt die Interims-Stiftungs-Chefin Elvers-Svamberk zum Trägheits-Vorwurf? „Wir genügen unserer Sorgfaltspflicht.“ Für jeden einzelnen Standort müssten andere Regeln und Wegekonzepte erarbeitet und dann als Corona-Leitsystem auch aufgeklebt werden. Außerdem müsse man zeitgleich in der Modernen Galerie eine neue Ausstellung aufbauen: „Künstlerbücher – aufgeblättert – ausgebreitet“. Wer also nur endlich mal wieder sein gutes, altes Museum betreten will, bekommt ein Überraschungs-Bonbon.

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